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Kultur: In den Himmel auffliegender Reiher

Deckengemälde der Muschelgrotte am Jungfernsee wird restauriert

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Deckengemälde der Muschelgrotte am Jungfernsee wird restauriert Für die Erneuerung des verlorenen Deckengemäldes in in der Muschelgrotte am Jungfernsee liegt ein Hilfsangebot vor. Das berichtete Matthias Ruoff. Er ist Vorstandsmitglied des Fördervereins, der die Sanierung und Restaurierung der 1791–1794 nach Entwürfen von Oberhofbaurat Friedrich Ludwig Carl Krüger geschaffenen „Chrystall- und Muschelgrotte“ vorantreibt. Der Maler, der kostenlos die Wiederherstellung des Gemäldes übernehmen würde, möchte noch nicht genannt werden. Sein Angebot wird zurzeit in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten durch Chefrestaurator Hans-Christian Klenner geprüft. Das Gemälde, von dem sich einige wenige Abbildungen erhalten haben, zeigt einen über dem Schilf in den Himmel auffliegenden Reiher mit einem Band im Schnabel. Im Randbereich sind Pflanzen sowie sitzende Pfauen und andere Vögel dargestellt. Das Gemälde schmückte den 50 Quadratmeter Fläche einnehmenden Mittelsaal des aus drei Räumen bestehenden Bauwerks, dessen Wände mit Christalldrusen, Bleiglanzdrusen, linsenförmigen Quarzdrusen, Kupferschlacken, Schwefelkieß, Gipsspath, so aus gräulichem Marienglase besteht und Tuffsteinen“, mit Muscheln und bunten Glasstücken ausgekleidet waren. Über den Maler des Deckenbildes, Bartolomeo Verona, ist bekannt, dass er aus der norditalienischen Region Piemont stammte und zunächst nach Wien ging. 1771 wurde er von Friedrich dem Großen angeworben. Zunächst schuf er vornehmlich Dekorationen für die königliche Oper und andere Berliner Theater, erwarb sich aber einen so guten Ruf, dass es bald „zur Modesache gehörte, vom ihm Zimmer und Säle ausmalen zu lassen“. Für die Ausmalung des Marmorpalais im Neuen Garten erhielt er ab 1790 zahlreiche Aufträge. Dort sind mehrere Deckengestaltungen von ihm erhalten. Bei dem Gemälde in der Muschelgrotte handelt es sich allerdings nicht mehr um das Original. Die Decke ist in einer Bautechnik ausgeführt, die es im 18. Jahrhundert noch nicht gab, muss also später einschließlich des Bildes erneuert worden sein. Unter Zeitdruck stehen Stiftung und Förderverein nicht, denn die Arbeiten an der Grotte konzentrieren sich vorerst auf die Sanierung der Außenhülle durch die Baudenkmalpflege GmbH Roland Schulze. Sie hat das Dach sowie am Westgiebel und der Westseite bis zum Mittelrisalit das Ziegelmauerwerk saniert. Die vorgesetzte Schale aus Raseneisensteinen wurde erneuert. Das dunkelbraune bis schwärzliche Raseneisenerz wurde früher vornehmlich zum Bau von Scheunen und Ställen eingesetzt. Dieses ungewöhnliche, heute nicht mehr verwendete Baumaterial spürte Roland Schulze, selbst Mitglied des Fördervereins, in Ostbrandenburg, auf. Im nächsten Jahr werden die Außenarbeiten am Ostteil fortgesetzt. Dienten anderenorts solche Grotten als Stätte höfischer Geselligkeit, war das Bauwerk am Jungfernsee abgeschieden von der Außenwelt ein „geheimer Ort“. Ob Friedrich Wilhelm II. dort spiritistische Sitzungen zur Beschwörung der Geister verstorbener Verwandter und Freunde abhielt, ist nicht nachgewiesen. Der Förderverein möchte die Grotte zur Besichtigung freigeben und für Vorträge, Lesungen, Konzerte oder auch Empfänge und Trauungen nutzen.Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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