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Kultur: In der Landeszenrale: Alles im Eimer

Mülltonnen ohne Ende. Rote, grüne, blaue, gelbe, schwarze, anthrazitfarbene.

Stand:

Mülltonnen ohne Ende. Rote, grüne, blaue, gelbe, schwarze, anthrazitfarbene. Aus Blech, Plastik, Holz, Gusseisen oder Korb. Zierlich geflochten. In einem gepflegten Schlossparkambiente. Oder auf Straßen und Plätzen, die noch nie gekehrt wurden. Eckige, runde, bedeckelte oder offene Behälter. Gefüllt. Überquellend. Oder auf neuen Unrat wartend. Sie sind die Objekte der Fotografin Alexandra Martini. Weit musste sie reisen, um diese stillen Zeugen der internationalen Müllentsorgung abzulichten. Nach Mar del Plata, Valencia, Lissabon, Mailand, Chiang Mai, Rio de Janeiro, Swellendam, Kensington, Johannesburg, Amsterdam, u.a. führte sie ihre Objektsuche. Viel Zeit benötigte Alexandra Martini, um die 60 großformatigen Bilder zusammenzutragen, die in der Landeszentrale für politische Bildung nun in trauter Runde zu betrachten sind. Ihrem Schattendasein in den unterschiedlichsten Kontexten entronnen, sprechen die Mülleimer nun eine ganz neue eigene Sprache. In fröhlicher Kommunikation mit den blauen Abfallcollagen von Edith Wittich, die im Entrée und im Veranstaltungssaal zu betrachten sind. In fünf durchsichtigen PVC- Schläuchen arrangierte Edith Wittich 585 blaue Plastikteile. Runde. Eckige. Kantige. Gewundene. Und Verschlungene. Auf diese ungewöhnliche Weise zusammengefügt, entwickeln die Plastikteile eine ganz neue Ästhetik. Die den Blick für das achtlos entsorgte sorgsamer machen könnte. Auch den Veranstaltungssaal „schmücken“ zwei blaue Recyclingcollagen der Künstlerin. Hier wurde zusammengefügt, was eigentlich nicht zusammengehört: Deckel, Schläuche, Löffel, Aktenablagen, Knöpfe, Körbe, Gabeln, Röhren, Matten, Messer. Alles aus blauer Plastik. Brandenburgs UmweltministerDietmar Woidke sagte bei der Eröffnung, dass die blauen Collagen genau je sieben Kilogramm wiegen, der Müllmenge entsprechen, die ein Brandenburger Bürger wöchentlich verursacht. Die blaue Farbe lässt viele Assoziationen zu. Sie erinnert an den irdischen Planeten, an das Wasser, an die Luft. Und dennoch ist die Intention der Ausstellung nicht unbedingt von pädagogischer Natur. Der Versuch einer neuen Blickrichtung. Ein Spiel mit Formen und Materialien. Ein Spiel auf ungewöhnlichen Formen und Materialien war auch die Solo-Percussion von Martin Krause, der mit einem Metallbogen Blechbüchsen und Zinnwannen ganz wundersame Töne entlockte. Regentropfensanfte, die sich zum schrillen Crescendo ohrenbetäubend steigerten. Und endlich mündete die Percussion in ein versöhnliches Konzert auf dem Xylophon. Das weder blau noch Recyclingobjekt war. Da hatten die ersten Besucher bereits zu den Weingläsern gegriffen. Glücklicherweise aus Mehrwegmaterial. Barbara Wiesener

Barbara Wiesener

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