Kultur: In längst Bekanntem Neues entdeckt
Peter Frenkels Fotografien in „Blick zurück nach vorn“
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Peter Frenkels Fotografien in „Blick zurück nach vorn“ Peter Frenkel hat es auf die Ruhe abgesehen. Wer die derzeitige Ausstellung „Blick zurück nach vorn“ mit Fotografien des Potsdamers im Alten Rathaus besucht, die am Mittwoch vor zahlreichen Gästen feierlich eröffnet wurde, den zwingt er, unaufdringlich, inne zu halten. Gut 60 Bilder hat Frenkel, der im Mai seinen 65. Geburtstag feiert, hier zusammengetragen. Bilder, die von seiner tiefen Verbundenheit mit Potsdam, der märkischen Landschaft und von seinen zahlreichen Reisen durch die Welt erzählen. Es sind vorwiegend kleinformatige Schwarzweißaufnahmen, die hier präsentiert werden. Auf grobes Papier gedruckt, entfalten sie einen besonderen Reiz. Frenkels Bilder bedürfen keiner Größe, um aufzufallen. Der Betrachter ist ein wenig Suchender vor der Aufnahme, der sich den unaufgeregten Perspektiven Frenkels erst nähern muss. Und so, durch dieses erzwungene genaue Hinschauen, gelingt es Frenkel, dem Betrachter das Gefühl zu vermitteln, wie es sein kann, wenn er sich mit seiner Kamera auf den Weg macht, um die bekannte Stadt und die vertraute Landschaft für sich neu zu entdecken. „Ruhe im Park“, „Krampnitzsee“, „Petzow Hausteich“, so schlicht wie die Titel sind auch die dazugehörigen Aufnahmen. Frenkel, vor allem bei seinen Landschaftsaufnahmen, die ihm oft Hommage an Lennè sind, spielt mit dem idyllischen Postkartenklischee, ohne ihm jedoch zu verfallen. Kleine Porträts, die Verse von Peter Huchel ins Gedächtnis rufen. Die zeigen, dass Frenkel sich langsam und hartnäckig dieser Gegend genähert hat, bis er sie verinnerlicht, nur aus diesem einen Blickwinkel endlich fassen konnte. Manche seiner Aufnahmen hat Frenkel mittels Langzeitbelichtung derart verfremdet, dass sie, verschwommen am Rand, dem Betrachter entgleiten und raumgreifend, sich scheinbar nicht mehr an die Grenzen des Rahmens halten wollen. Mit Potsdam – in der Ausstellung hat sich Frenkel auf Bilder über die Entwicklung des Theaterbaus beschränkt – greift sich sein Objektiv auch Menschen. Neben dem starken Spiel von Licht und Schatten in den Bildern vom ehemaligen Theaterrohbau auf dem Alten Markt, zeigt er dichtgedrängte Zuschauer bei einer Abschiedsvorstellung. Dann ein skeptisch blickender Ralf-Günter Krolkiewicz auf der Brache in der Schiffbauergasse, wo das Theater endlich einen ständigen Platz finden soll. Persönliche Bilder, in die sich auch einige Farbaufnahmen mischen, die zeigen, wie engagiert Peter Frenkel diese Entwicklung verfolgte und verfolgt. Mit seinen Reisebildern verlässt Frenkel dann das Potsdamer Revier. Afrika, Amerika, Indien, Frankreich, Österreich, ihn zog es schon immer hinaus. Auch hier wird spürbar, dass Frenkel sich Zeit ließ, eher er den Auslöser drückte. Gesichter indischer Frauen, die vertrauensvoll und neugierig in seine Kamera blicken. Dazu wieder schwarzweiße Landschaftsaufnahmen, die zu den Stärken Frenkels gehören. Ein Dachsteinmassiv aus Österreich, das nach kurzem Betrachten schon zu einer runzelig, alten Elefantenhaut wird. Peter Frenkel – nicht nur, aber vor allem ein Chronist dieser Stadt, der sich immer wieder aufmacht ins scheinbar Vertraute. Sein „Blick zurück nach vorn“ ist der bester Beweis dafür, dass im längst Bekannten immer wieder Neues zu entdecken ist. Dirk Becker
Dirk Becker
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