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Kultur: In musikalischer Freundesbande

Einsam mag Josef Haydn in der Abgeschiedenheit der Esterházyschen Schlösser gewesen sein. Doch allein war der Komponist keineswegs.

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Einsam mag Josef Haydn in der Abgeschiedenheit der Esterházyschen Schlösser gewesen sein. Doch allein war der Komponist keineswegs. Schon allein das kommunikative Wesen der Musik brachte eine Vielzahl von Kontakten hervor. Musikalische Freunde und Kollegen von Haydn, im Gegensatz zu ihm heute meist vergessen, vereinte das Konzert von Musica Antiqua Roma am Sonntag im Schlosstheater im Neuen Palais von Sanssouci. Im kammermusikalisch kleinen Kreis konnte man erleben, wie es am Hof des Fürsten Esterházy zugegangen sein könnte.

Ebenso vergessen wie Haydns Kollegen ist ein Instrument, das dort die Hauptrolle spielte. Fürst Nikolaus spielte am liebsten auf dem Baryton, einer Art Gambe, die gestrichen und gezupft werden kann. Der Baryton-begeisterte Fürst bestellte mehr als 200 Werke für sein Instrument, allein Haydn komponierte 176 Stücke in verschiedenen Besetzungen. Mit seinem intimen Klang steht das Baryton für eine Ästhetik der Empfindsamkeit und der Sympathie, die vom Siegeszug des Klaviers in Klassik und Romantik überholt wurde.

Das Baryton-Trio von Luigi Tomasini, der als Konzertmeister am Fürstenhof sehr geschätzt wurde, bringt den innigen Dreiklang musikalischer Seelenverwandter sehr schön zum Ausdruck. Auf den zahlreichen Saiten seines Barytons produziert Vittorio Ghielmi silbrig-zarte, elegisch-näselnde Töne, die von Violine und Viola sensibel sekundiert werden. Ganz klassisch geht es im Streich-Trio op. 17/II des Wieners Paul Wranitzkys zu, ein gefragter Dirigent und Komponist jener Zeit.

Sein Trio gesteht der singenden, hochfliegenden Violine von Riccardi Minasi die Führung zu, während die Viola von Teresa Ceccato und das Barockcello von Marco Ceccato Rahmen und Grundierung liefern. Auch das Streichquartett von Luigi Tomasini stellt die Violine mit edlen Legato-Linien im Andante und virtuosen Höhenflügen im Rondo ins Zentrum. Allerliebst klingt das Menuett mit der galanten Wechselrede von Violine und Cello im pastoralen Trio. Zum Finale zieht eine Cassatio von Großmeister Haydn die Zuhörer in Bann.

In fünfköpfiger Besetzung, mit Baryton anstelle der ersten Viola, klingt das apart, abwechslungsreich und effektvoll. Die schnelle Folge der Einfälle, das dichte, durchgearbeitete Stimmengewebe, die Lieblichkeit der Melodien bestätigen wieder einmal Haydns schon zu Lebzeiten überragenden Ruf. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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