Kultur: In noch unbekannten tonalen Galaxien
Am heutigen Mittwoch beginnt das 11. Potsdamer Jazzfestival
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Schmeicheleien liefert diese Truppe nur selten. Aber wenn, dann mit all dem verfügbaren Schmalz, den Streicher fähig sind zu produzieren. Und wenn dann auch noch die Töne verträumt aus dem Xylophon perlen, die Piccoloflöte tiriliert wie eine ganze frühlingsverrückte Vogelschar, ist die Kulisse perfekt für „Lava Lovers“.
Wer sich auf das Andromeda Mega Express Orchestra einlässt, sollte ruhig darauf verzichten, auf seine Bodenhaftung zu bestehen. Allein schon Titel wie „Gamma Pluto Delta“, „Asteroids!“, „Milky Way Fables“ oder besagtes „“Lava Lovers“ vermitteln den Eindruck, dass ein Großteil der Musiker dieser Formation zu oft die Serie „Kampfstern Galaktika“ gesehen haben. Und wenn das kleine Orchester, bestehend aus acht Holz- und Blechbläsern, sieben Streichern, Harfe, Xylophon, Gitarre, Bass und Schlagzeug, zu seinen musikalischen Rundflügen in noch unbekannte tonale Galaxien anhebt, ist nur noch das große Staunen angesagt.
Soviel kann also schon jetzt behauptet werden: Wenn das Andromeda Mega Express Orchestra am morgigen Donnerstag um 20 Uhr in der Reithalle A auftritt, ist ein Höhepunkt beim diesjährigen Potsdamer Jazzfestival garantiert. Denn was hier geboten wird, ist wirklich gewöhnungsbedürftig und gleichzeitig äußerst hörenswert.
Ab heute ist es also wieder soweit. Für sechs Tage bricht in Potsdam das Jazzfieber aus. Kurz und kräftig, dafür voller Farben und mit all den entsprechenden Nebenwirkungen. Ins nunmehr elfte Jahr geht das Potsdamer Jazzfestival und zeigt mal wieder, wie viel Jazz in dieser Stadt möglich sein kann.
Die ersten Vorboten sind die Potsdamer Musiker vom Mückenheimer Trio, die wie schon im vergangenen Jahr, am heutigen Vormittag mit dem Jazz-Shuttle durch die Stadt touren und die Musik unter anderen in die Bahnhofspassagen, zur Wilhelmgalerie und in die Voltaire Gesamtschule bringen. Am Abend dann die jungen Wilden von der Insel. Mit dem Portico Quartet aus London also der Brit Jazz als das nächste große Ding? Am Donnerstag dann die verquirlten Musiker vom Andromeda Mega Express Orchestra, dem am Freitag das Sonic.Art Quartett und das Christian Zehnder Quartett folgen.
Am Wochenende dann wieder die übliche dicke Jazzpackung mit Marla Glen im Nikolaisaal, jungem Jazz im Volkspark und der wilden Jugend im Kutschstallhof. Am Sonntag dann ein ähnlicher Trubel, wo sich der Jazz über die ganze Stadt verteilt. Den Abschluss bilden die Italiener von At The Soundawn mit ihrer musikalischen Panoramamalerei zwischen wilder Wut und tiefster Melancholie. Danach herrscht wieder Ruhe in Potsdam in Sachen Jazz für ein Jahr. Aber bis dahin heißt es mit den Worten der Veranstalter: „Erleben Sie im September 2010, wie Live Jazz sein kann.“ Dirk Becker
www.potsdamer-jazzfestival.de
Dirk Becker
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