Kultur: In Trance
The Holloys in der „fabrik“
Stand:
Synchron entlassen die beiden Schlagzeuger die letzten Takte des Songs in den Saal, aber nur scheinbar. Immer und immer wieder bäumen sie sich auf und finden kein Ende. Nahtlos setzen langsam beide Bässe und die Gitarre wieder ein und The Holloys gehen über zum nächsten Track. Die Band, die in Los Angeles zu Hause ist und deren Musiker früher unter anderen bei The Breeders und The Mars Volta spielten, hat für diesen Donnerstagabend in der „fabrik“ für anderthalb Stunden Musik mitgebracht, die von leicht über fordernd bis sphärisch alles bietet. Musikalisch kann man The Holloys in den Bereichen Psychedelic, Electronica oder Dub verwurzeln. Sie selbst sagen von sich, dass Dinge wie die Mysterien des Todes, der Geruch des Meeres oder Blumen ihre Songs beeinflussen.
Zwei Schlagzeuger, die eine Energie und einen Sog entwickeln, dem man sich nur schwer entziehen kann und die faszinieren durch streckenweise vollkommen synchrones Spielen, dass die Kraft des Schlagzeuges praktisch verdoppelt. Ein charismatischer Sänger am Bass, der, ganz wie nebenbei, mit den Füßen sein Effektgerät bedient und dadurch einen verzerrten, irgendwie unwirklichen Sound produziert und seiner Stimme einen Klang gibt, der wie durch Watte kommt. Beinahe monoton fordert diese Stimme nach Aufmerksamkeit und schreit sich von der Seele, was gerade bewegt. „Heart Mission“, „We are Powers“ oder „It all Comes Back Around“ heißen die Songs, die sich minutenlang aufbauen, hochschrauben, explodieren und langsam ausklingen. Um dann wieder Atem zu holen und ineinander überzugehen. Die teilweise tranceartigen, minutenlangen Liedgebilde sind für einige ganz vorn am Bühnenrand ein willkommener Anlass, um in eine Art meditativen Tanz zu fallen. Der Rest belässt es beim üblichen rhythmischen Kopfnicken und anerkennendem Klatschen.
Und da Potsdam seine musikalischen Gäste immer wieder gern dazu motiviert, völlig Neues am Publikum auszuprobieren, gibt es als Zugabe einen noch nicht gespielten Song, mit dem die Band erst in den nächsten Wochen in Amsterdam in Studio gehen wird. Ganz was Gutes für die Ohren! Andrea Schneider
Andrea Schneider
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