Kultur: Interview mit Manfred Pernice
Sehr geehrter Herr Pernice, welche Bedeutung hat die Materialwahl für Ihre Kunst?Das ist ein zentraler Aspekt der Arbeit.
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Sehr geehrter Herr Pernice, welche Bedeutung hat die Materialwahl für Ihre Kunst?
Das ist ein zentraler Aspekt der Arbeit. Interessant kann dabei sein, wenn Material zunächst als neutral oder minderwertig angesehen werden kann. Bei Verwendung in der bildenden Kunst bleibt eine Spannung erhalten weil das oft abstrakt-wertvoll- wirkende der Kunst „kollidieren“ kann mit einem unmittelbaren Eindruck von Minderwertigkeit. Das gilt für den Gebrauch von Spanplatten und Restholz ebenso wie für – etwas komplizierter – Beton und Metall. Beton ist der pragmatische Baustoff schlechthin – mit vielen Möglichkeiten der Auf- und Abwertung und nur der mehr oder weniger interessiert-kultivierte Blick darauf kann den Kunstwert der Sache ermitteln.
Wie bewerten Sie die Beziehung von Skulptur und Außenraum?
Das Erlebnis und Studium der Skulptur im Außenraum ist immer etwas Besonderes. Die Aufgaben, Rolle und Wirkung, die diesen Kunstwerken zukommt und zugewiesen wird, ist großen Veränderungen ausgesetzt – genauso wie der „öffentliche Raum“ selber Umdeutungen erfahren kann, die im Verhältnis zu Gesellschaft real werden. So gesehen steht die „Parkdose“ im Garten der Villa Schöningen im öffentlichen Raum, weil die Lesart durch das heterogene historische Umfeld mitbestimmt wird.(Die Grenzanlagen als erweitertes Volkseigentum) Diese Dose ist aber in einem anderen Zusammenhang entstanden : Im Jahr 2000 als Teil des 4-Stationen umfassenden „Dosenwegs“ in Hamburg. Die Parkdose sollte den Eindruck vermitteln ein Relikt zu sein – ein Kiosk-Imbiss-Bunker aus den 30er-40er Jahren als Treffpunkt für junge Leute. Zu diesem Bezug wird bald ein Info-schild an der Dose angebracht. Mit diesem Bezug steht die Arbeit im erweiterten – überöffentlichen Raum – wenn es den gibt.
Was mögen Sie an Alltagsmaterialien? Wie stellen Sie sich den idealen Betrachter Ihrer Kunst vor?
Alltagsmaterialien sind offensichtlich allgemein bekannt: Diese Kenntnis bleibt bestehen auch wenn sich sozusagen vor den Augen der Betrachter diese Sachen in Kunst verwandeln können. Der ideale BetrachterIn erlebt das bei Gelegenheit ...
Welche Rolle spielt die Form der „Dose“ in Ihrer Arbeit?
Die Form der Dose gewährleistet den Eindruck der Dosenwahrnehmung des Objekts. Die Dose ist immer als Behälter – die Verpackung und Behauptung eines Inhalts. Dieses Verhältnis bleibt für mich dauerhaft als Unruhemöglichkeit interessant: (Spekulation, Täuschung, Einlösung, Übereinstimmung)
Die Fragen stellte Constanze Hager
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