Kultur: Isländische Leichtigkeit
FM Belfast lösten im Lindenpark eine Mitsingeuphorie aus
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„I wish I had a house in the Caribbean.“ Noch am Freitagmorgen schallt einem diese Textzeile durch den Kopf, während man durch die nassen, dunklen Straßen Potsdams mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt. Am Abend zuvor im Lindenpark: Dort bombardierte die isländische Newcomerband FM Belfast die Gehörgänge von jungen Tanzlustigen mit den einprägsamen Texten ihrer erfrischenden Electropopsongs wie besagtes „I wish I had a house in the Caribbean“.
Auf ihrem 2008 aufgenommen Erstling „How to make friends“ fusionieren elektronische, extrem tanzbare Beats mit einfachen mitsingbaren Texten. Miike Snow oder MGMT wären stolz. Die derzeit durch Europa tourende Band besteht im Kern aus Arni Runar Hlodversson und Loa Hlin Hjalmtysdottir. Je nach Bedarf und Möglichkeit erweitern sie ihre Besetzung auf drei bis acht Personen. Am Freitagabend in Potsdam sind es vier männliche Mitglieder mit bunten Hosenträgern und weißen Hemden, die an Schlagzeug und DJ-Pult das Publikum zu einer Mitsingeuphorie beflügeln. In einem roten Kleid tanzt Loa ausgelassen zwischen ihren isländischen Freunden. Sie schwingt ihr langes, blondes Haar durch die Luft und sorgt für die hohen Töne in den fröhlich poppigen Liedern.
Spätestens bei „Underwear“ kann sich das Publikum dann nicht mehr halten. Die Menge hüpft auf und ab, boxt Luftlöcher in die Luft, lässt sich von den dynamischen Rhythmen der Musik tragen. Aber halt, wieso steht Arnis Hosenstall auf einmal sperrangelweit offen? Ja klar, der Titel „Underwear“ wird hier wörtlich genommen und die isländischen Jungs lassen ihre Hosen runter. Blau gestreifte Boxershorts marschieren nun die Bühne auf und ab. Die Menge ist begeistert.
Arnis deutsche Begrüßung mit einem wunderbaren isländischen Akzent zu Beginn des leider nur einstündigen Konzerts hat sich bewahrheitet: „Ich glaube wir werden Spaß haben heute Nacht.“ Bei der Zugabe mischen sich dann zwei der Bandmitglieder unter die enthusiastische Menge. Überhaupt punkten FM Belfast durch ein sympathisches, unabgehobenes Auftreten. Sie bleiben authentisch und zeigen, dass sie Standard-Komplimente ans Publikum wie „Ihr seid die Besten“ nicht nötig haben. Am Ende des Konzerts bei dem Ohrwurm „Par Avion“ wird dann endlich klar, wie man sich den Traum von einem Haus in der Karibik erfüllt. Mit dem Flugzeug – natürlich. Das leuchtet auch der singenden Fahrradfahrerin ein, die mehr hören will von dieser isländischen Leichtigkeit. Friederike Haiser
Friederike Haiser
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