Kultur: Ist das Konzept aufgegangen?
Absolventen des Lehramtstudienganges Kunst stellen im Alten Rathaus aus
Stand:
Absolventen des Lehramtstudienganges Kunst stellen im Alten Rathaus aus Kann ein Werkstattrückblick Zeugnis darüber ablegen, ob ein junger Erwachsener eigenständig, mündig und kreativ geworden ist? Ein Versuch dazu wurde unternommen. Die Ausstellung „Reflexionen“ mit Arbeiten von Studierenden des Lehramtstudiengangs Kunst der Universität Potsdam ist ein solcher Ort dafür. In den Licht durchfluteten Räumen des Alten Rathauses feierten zahlreiche Besucher die Eröffnung der Austellung. Besonders Familie und Freunde waren gekommen, stolz, dass die Absolventen die besten Stücke ihrer jahrelangen Arbeit einmal öffentlich zeigen können. Kaltnadelradierungen, Videoinstallationen, Schweißarbeiten, Ölbilder, Fotomontagen und vieles mehr – es seien gerade die verschiedenen Ansätze, die „froh machen“, meint Meike Aissen-Crewett, Kunstproffessorin der Uni Potsdam. „Ohne die Künste ist eine harmonische Bildung der Menschen nicht denkbar.“ Das sei ein alter humanistischer Ansatz. Die Professoren des Lehramtstudienganges Kunst unterrichten nach dem „Potsdamer Kunstpädagogischen Konzept“. Studenten sollen durch einen künstlerischen Erfahrungsprozess zu eigenständigen, mündigen und kreativen Menschen werden. Das könnten sie dann als Lehrer wieder in den Schulunterricht mit einbringen. Dieses Erleben von Farben und Formen sei, so Aissen-Crewett, viel wichtiger, als eine rein theoretische und technische Ausbildung. Im Mittelpunkt steht – ganz im humanistischen Sinne – der Mensch selbst. In diesem Fall also die 16 Lehramtstudenten. Und die haben bis zu ihrem jetzigen Examen so einiges an Spuren hinterlassen. Ob sie dabei Biographisches, Alltägliches oder Gesellschaftspolitisches ausdrücken wollten, blieb ganz ihnen überlassen. Sie konnten auch versuchen, zwei Künste miteinander zu verbinden. Wie das geht, hat u.a. Stefanie Bunzel anschaulich gemacht. „30 songs à 3 min.“ heißt ihr Werk. Hier hat sie von Outkasts „Hey Ya“ bis zum „Denkmal“ der Band „Wir sind Helden“, 30 Songs in eine eigene Symbolsprache transformiert. Die Zettel mit den fiktiven Lettern sind in Reihe aufgehängt und erzählen etwas von ihrer Art der Rezeption von Musik. Eine exemplarische Schallwelle ist denn auch als pappene Plastik moduliert und auf geschweißte Träger gesetzt worden, um das Klangerlebnis zu unterstreichen. Ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann. Und es ist nur eines der vielen gelungenen Ausstellungsstücke. Ein anderes ist z.B. eine Wanne mit Geldstücken, die vor dem Fenster mit Blick auf den Alten Markt aufgestellt wurde. Markus Laspeyres hatte die Idee, auf diese Weise zu hinterfragen, ob die Potsdamer denn „im Geld schwimmen“. Zum Schluss käme jetzt eigentlich noch eine Einschätzung, ob das Konzept der Potsdamer Kunstdidaktiker aufgegangen ist. Und man könnte vielleicht auch die „Stellungnahme“ einer Kunststudentin erwarten, ob sie denn entsprechend des Anliegens des „Potsdamer Modells“ wirklich humanistisch gewachsen sei. Aber soll denn überhaupt der Versuch unternommen werden, in Worte zu fassen, was Besucher der Ausstellung in den kommenden Tagen in Farbe und Form viel einschlägiger selbst erfahren können? Friedmar Tielker Austellung: 11. Febr. bis 13. März, Di-So von 10-18 Uhr, Altes Rathaus
Friedmar Tielker
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: