Kultur: Iwan und der Goldene Vlies

Die Potsdamer Künstlergruppe Iwan mit Jeannette Goldmann, Eva Kowalski, Monika Olias und Lore Sadowski waren von der in Lietzen lebenden Malerin und Plastikerin Erika Stürmer-Alex auf ihrem Vierseithof eingeladen worden, um im ehemaligen Kuhstall zu arbeiten. Dieser 25 Meter lange und neun Meter breite Raum, inzwischen kuhlos und hell gestrichen, wird als Galerie oder Atelier genutzt.

Die Iwan-Künstlerinnen hatten die Idee, diesen Raum in Anlehnung an den Mythos vom Goldenen Vlies zu verwandeln, in ihm die Geschehnisse, Gedanken und Gestalten der griechischen Sage sichtbar und hörbar werden zu lassen.

So betritt man die Installation durch ein Seitentor und erblickt zuerst segelähnliche, halbtransparente Flächen, vom Fußboden bis zur Decke über gespannte Kabelschnüre verbunden. Sie erzeugen einen labyrinthähnlichen Eindruck, man durchläuft den Raum in Kurven, über Schnüre steigend, wird von verschiedenen Objekten angezogen, manchmal verwirrt, zu fantastischen Deutungen angeregt. Klangcollagen von Günter Olias begleiten die optische Verwirrung, raunende Stimmen, Naturklänge, die Namen Medea, Kolchis, Jason sind zu vernehmen, die griechischen Helden Herakles, Theseus, Orpheus, Telamon, Kastor und Pollux. Es geht um die Rückeroberung des Goldenen Vlieses aus dem sagenhaften Kolchis nach Griechenland.

Auf den von der Decke hängenden transparenten Folien schaffen Malereien in Gold, Schwarz und Weiß Anklänge an Formen, Ornamente und Figuren zum Thema. Fantastisch gestaltete Wesen, insektenähnlich aus Metall, ein Drahtgestell-Hirsch mit goldenen Geweihen, das geflügelte Schiff Argo – oder ist es der feuerspeiende Drache? – , ein gehörntes Totem, ein von der Decke hängender Goldklumpen – die Besucher erfahren vielfältige Assoziationen zu der Geschichte beim Durchschreiten der Installation.

„Im Goldenen Vlies“ ist das zehnte Projekt der Künstlergruppe. Seit 1996 hat sie jährlich in Potsdam und anderen Orten Räume und Gebäude innen und außen gestaltend verwandelt. Die Gruppe ist aber auch offen für andere interessierte Künstler, so haben sich Edith Wittig und Günter Olias mehrmals beteiligt. Während die Mitglieder der Gruppe an Kunstschulen und auch individuell künstlerisch arbeiten, verwirklichen sie einmal im Jahr gemeinsam ein großes Projekt.

Die konzeptionelle, handwerkliche und künstlerische Realisation ist zugleich Herausforderung und Animation für alle Beteiligten.

Zur Finissage am Sonnabend, ab 15 Uhr, im Kunsthof Lietzen (aus Richtung Frankfurt / Oder auf der B 167 vor Lietzen), lädt Iwan Interessierte herzlich ein.Johanna Wotleg

Johanna Wotleg