Kultur: Jazz und Franz Liszt, Charles Bériot und natürlich Weihnachtslieder
Das traditionelle Weihnachtskonzert des Helmholtz-Gymnasiums im Nikolaisaal
Stand:
Ein vielstimmiges Murmeln und Raunen rauscht durch den Nikolaisaal, wie man es sonst nicht vor einem Konzert erlebt. Kein Wunder, schließlich gibt es keines der üblichen Programme, sondern das Weihnachtskonzert des Helmholtz-Gymnasiums ist zu hören. Das hat zwar auch schon eine lange Tradition, fällt aber doch jedesmal wieder anders aus. Erwartungsfroh vereint sitzen Eltern, Schüler und Lehrerinnen in dem auch am Donnerstagabend ausverkauften Saal beim zweiten Konzert. Fulminant der Beginn mit drei Schlagzeugern. Zwischen dem heftigen Zucken ihrer Pauken und Becken intoniert einer von ihnen sogar ein paar Weihnachtslieder auf einem wohl selbst gebauten, urigen Tongerät aus Plastikröhren. Dann gibt die Big Band ihren Einstand, diesmal bestückt mit sechs Saxofonistinnen, wobei der kleinste Mitspieler das größte Instrument hat. Bewundernswert, wie der Leiter Frank Siegmeier erneut die Jazz-Standards dem Vermögen der großen Band angepasst hat. Je nach Talent wird jeder einzelne Musiker gefordert, manche warten sogar mit einem flotten Solo auf. Das gilt auch für das ebenfalls von Siegmeier geführte vergleichsweise riesige Orchester nach der Pause. Trotz oder gerade wegen der unorthodoxen Zusammenstellung bei den Instrumenten klingt es überraschend gut, mit kleinen Soli in der Violine und dem Fagott. Sogar ein kleiner Kontrabassist raspelt diesmal flink mit seinem Bogen über die Saiten.
Die erste Hälfte des von Viktoria Pfeil und Simon Simanovski humorvoll moderierten Konzerts stand indessen im Zeichen der Ballade. Viele junge Mädchen sangen einzeln oder zu zweit mit hübschen und beeindruckenden Stimmen melancholische Lieder. Dabei ging es die Hitparade rauf und runter, angeführt von Adele, doch ganz an der Spitze stand Bruno Mars mit dem Song „When I was your man“, der von Silva Waller stimmstark mit tollem Feeling intoniert wurde. Bei instrumentalen Solo-Auftritten hörte man Vera Kern auf der Harfe und Alrik Wendel auf dem Klavier. Eine konzertreife Leistung brachte Ben Seegatz, der sich auch als kompetenter Liedbegleiter erwies, mit der grandios funkelnden Konzertetüde „La leggierezza“ von Frans Liszt. Am meisten verblüffte die dreizehnjährige Violinistin Alma Becker mit der „Scène de ballet“ von Charles Bériot. Trotz bogenhaarsträubender Tücken spielte sie höchst souverän und verlieh dem virtuosen Bravourstück einen ganz eigenen diesseitigen, modernen Ausdruck jenseits aller Pseudo-Romantik. Glanzvolle vokale Akzente setzten Kammerchor und Pop-Chor, Letzterer wie stets unter der bejubelten Leitung von Ellen Rossi-Weller.
Zum Finale des Weihnachtskonzerts, an dem rund 150 Schülerinnen und Schüler beteiligt waren, erschien der große Chor, der unter der Leitung des langjährigen, verdienstvollen Musiklehrers Helgert Weber in diesem Jahr beim Chorwettbewerb in Venedig ein Goldenes Diplom gewonnen hat und sich nun für die Weltmeisterschaften in Riga rüstet. Wenn er dort auch so rein, leuchtend und herzerwärmend singt wie an diesem Abend im Nikolaisaal, wird ihm ein Sieg sicher sein. Als dann noch die jüngeren Chorsängerinnen denen aus dem Abiturjahrgang zum Abschied weiße und rote Rosen schenkten, gelangte das vorweihnachtliche Wohlgefühl auf einen anrührenden Gipfelpunkt. So bleibt nur zu wünschen, dass der Musikzweig des Helmholtz-Gymnasiums noch lang bestehen bleibt und weiterhin solche Konzerterlebnisse bietet. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: