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Kultur: Jazzfestival: Ensemble Du Verre im Waschhaus

Die orangefarbenen Plastikschalensessel im dunklen Konzertsaal des Waschhauses sahen recht hip aus. Sie waren wohl passend für die Musik des Abends ausgewählt.

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Die orangefarbenen Plastikschalensessel im dunklen Konzertsaal des Waschhauses sahen recht hip aus. Sie waren wohl passend für die Musik des Abends ausgewählt. Die soulige elektronische Musik, die Djane Chrissie Kiefer in der ersten Stunde auf die Plattenteller legte, machte neugierig, der charmante Mix versprach einen anregenden und stimmungsvollen Abend. Geladen war der Hamburger Sönke Düwer mit seinem Projekt Ensemble Du Verre. Zwei Jahre hat der Schlagzeuger an der Studioproduktion „Facing Transparent“ gearbeitet, die er gemeinsam mit Claas Überschär an der Trompete und Daniel Cordes am Kontrabass am Donnerstagabend in Potsdam im Rahmen des Jazzfestivals vorstellte. Auch auf der Bühne ist Sönke Düwer das Zentrum der Band, nicht nur weil sein Schlagzeug in der Mitte der Bühne auf einem Podest thront. Er führt auch das Wort. Gleich das erste Stück sei eine Welturaufführung gewesen, kommentiert er. Nach dem ersten Set und einer Dreiviertelstunde Spielzeit ist klar, dass hier jemand sehr genau choreografierte Musik vorstellt, als handele es sich um eine Theaterinszenierung, bei der kein Ton schief klingen darf. Vorprogrammierte Computerklänge gaben den Takt an und bestimmten die Struktur jedes Stücks. Den Vorgaben der elektronischen Klänge hörig folgend, gaben die Musiker ihr Bestes, um einen einheitlichen Sound zu kreieren. Anfänglich wollten die Füße noch mitwippen. Man ließ sich willig treiben von dem Groove des verhaltenen Basses, der von den wenig exaltierten Schlagzeugrhythmen gehalten wurde und über den die Trompete nachttraurig „sang“. Allein die Vorhersehbarkeit der Musik langweilte spätestens nach drei Stücken. Was spannend hätte klingen können, versandete in den Gleichklang ausgetüftelter Lounge Atmosphäre. Drei Menschen dabei zuzusehen, wie sie diszipliniert dem „Beep“ einer Maschine folgen, ist ungefähr so aufregend, wie die Umkreisungen einer Vinylplatte zu zählen. Wer nach der Pause an der Bar des Waschhauses hängen blieb, konnte feststellen, dass die Musik hingegen wunderbar dafür geeignet ist, aus einer Rockkneipe eine Cocktailbar zu machen. Lene Zade

Lene Zade

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