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Kultur: Jenseits von Afrika

Das 5. Afrika-Festival im Waschhaus: Das Konzert am Abend wird zum Erfolg

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Das 5. Afrika-Festival im Waschhaus: Das Konzert am Abend wird zum Erfolg Von Christoph Henkel Zum fünften Mal rief das Waschhaus Potsdam am Wochenende das Afrika-Festival aus. Der Straßenumzug durch die Innenstadt ist wetterbedingt nur mäßig besucht. „Echt schade, dass nur ,250000“ Leute gekommen sind.“, witzelt einer der Veranstalter. Die Laune lassen sich die Waschhaus-Besucher durch Regen von oben und Pfützen von unten nicht verderben. Auch die Techniker mühen sich tapfer, nicht allzu grämlich zu schauen, als sie die Verkabelungen durch den Schlamm von der Bühne zum Mischpult legen. Der Afrika-Markt ist durch Mini-Staudämme vor der Überflutung geschützt, damit die Stände trockenen Fusses abgelaufen werden können. Bei Tanzworkshops wird versucht, die Wolken zu karibischen Klängen wegzutanzen. Trotz des bunten Programms ist der Nachmittag publikumsmäßig sehr übersichtlich. Schade, denn die nachdenklich stimmende Dokumentation „Belonging“ ist sehenswert. Der Film über die Suche nach Halt und Identifikation in einer Kultur, wird nur durch die Synchronübersetzung gestört. Diese lässt weder den englischen Original- noch den übersetzten Sprachteil verstehen. Die anschließende, überflüssige Diskussion wird, auch auf Grund fehlender Publikumsbeteiligung, schnell abgebrochen. Von „überflüssig“ zurück zum Wetter: Das hat sich inzwischen dazu entschieden, die dunklen Wolken aus dem Programm zu nehmen und der Sonne ihre verdiente Chance zum Scheinen einzuräumen. Das Ende der Regenzeit bringt dann auch reichlich Publikum für die Band „Onejiru“. Die in Kenia geborene Sängerin der Band ist mit ihrem bunten Outfit optisch und ihrem großem Stimmpotenzial akkustisch der einzige Farbtupfer. Ausdrucksstark und sicher auch in höheren Lagen hat sie schon der Sam Ragga-Band und Helge Schneider ihre Stimme geliehen. Mit ihrer eigenen Band springt sie munter durch die Genres: hier eine Gitarrenlinie von „The Cure“, dort „Police“-Anleihen, dann wieder Roots-Reggae. Ein stimmiger Gesamteindruck wird dadurch leider vehement verhindert. Bezeichnend für ihre Stilsuche der Titel „It''s only Reggae“, ein von Drum-Loops zerschossenes Stück Schülerrock mit Off-Beats aus der Konserve. Angst haben muss man immer dann, wenn der Finger des Bandkollegen zum Sampler geht. Dann muss ihre ausdrucksstarke Stimme gegen fiese Elektro-Samples antreten und versinkt letztendlich im tosenden Drum-Loop-Inferno. Mit einer Cover-Version des Reggae - Klassikers „Girlie, Girlie“ von Sophia George schafft sie am Ende noch den Sprung in die Herzen des bewegungshungrigen Publikums. Balla Kanté hat in dieser Hinsicht weniger Probleme: mit positiven Vibes und einer neunköpfigen Band im Rücken kapitulieren nach wenigen Takten auch die größten Tanzmuffel. Die quirrlige Endorphin-Schleuder derwischt über die Bühne, krabbelt auf Knien dem Publikum entgegen und bemalt seine Soundwand mit wilder, dann wieder gefühlvoller Stimme. Wenn er eine Pause braucht, wechselt er mit dem Percussionisten die Plätze, damit dieser die Leute mit seinem feurigem Ragga-Rap begeistert, Mitsingspiele inklusive. Im vokalen Wettstreit mit seinen bezaubernden Background-Sängerinnen erringt Balla ein respektables Unentschieden. „Le roi est là - der König ist da“, kündigt Moderator Jimmy Bamba von Radio Multikulti das Highlight des Abends an. Alioune Mbaye Nder hat in Senegal längst den Status eines Superstars. Die Audienz des senegalesischen „Kronprinzen des Mbalax“ wird frenetisch bejubelt. Mbalax ist ein neo-traditioneller Stil, der perkussiv inspiriert die Brücke zu westlicher Pop-Musik schlägt. Atmosphärische Songs schlagen plötzlich in furiose Percussion-Soli um, die die restlichen Musiker in den Lautstärke-Schatten stellt. Die hohe eindringliche Stimme von Nder nistet sich sofort angenehm in den Gehörgängen ein. Zusammen mit seiner „Setsima Group“ hat er keine Mühe die Zuschauer vor der Bühne in ekstatisches Tanzfieber zu grooven. Punktgenau zusammen auch bei den rhythmisch vertracktesten Stellen ist sich Nder indes nicht zu schade die Felle der Sabar-Trommeln selber zu bearbeiten. Charasmatisch und mit einer mitreißenden Beinarbeit animiert er das Publikum immer wieder zum Mitsingen und Tanzen.

Christoph Henkel

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