Kultur: Jetzt erst recht
Viele Worte verlor Manfred Schulz nicht. Er sagte nur, dass dieser Sonntagnachmittag im Garten der Familie Schulz-Fieguth wohl der letzte in der Reihe „Im Garten vorgelesen“ gewesen sein wird.
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Viele Worte verlor Manfred Schulz nicht. Er sagte nur, dass dieser Sonntagnachmittag im Garten der Familie Schulz-Fieguth wohl der letzte in der Reihe „Im Garten vorgelesen“ gewesen sein wird. Der Umgang mit Hasso Plattner und dessen Vorschlag, in Potsdams Mitte, dort, wo jetzt noch das Hotel Mercure in den Himmel ragt, eine Kunsthalle zu bauen, habe ihm gezeigt, dass bürgerliches Engagement in dieser Stadt keinen hohen Stellenwert haben kann. Entsprechend will Manfred Schulz daraus nun Konsequenzen ziehen.
Hasso Plattner, SAP-Gründer und Mäzen, hatte der Stadt einen Vorschlag gemacht: Gegenüber vom Stadtschloss wollte er eine Kunsthalle errichten lassen, in der auch ostdeutsche Kunst der vergangenen 60 Jahre gezeigt werden sollte. Wie zu erwarten gab es Diskussionen. Mal ging es um den Erhalt des Mercures und das Schicksal der Hotelangestellten, mal ging es um eine Bürgerbefragung, dann um eine öffentliche Ausschreibung, eine Art Architekturwettbewerb für den Bau der Kunsthalle. Es wurde viel geredet. Und manche sagen nicht zu Unrecht, hier wurde viel zerredet. Hasso Plattner hatte eine Idee für den Standort seiner Kunsthalle. Es war nie eine Forderung. Plattner musste erkennen, dass diese Idee von bestimmten Seiten genutzt wurde, um Stimmung zu machen. Und er war sensibel genug, sich nicht zum Spielball dieser Populisten machen zu lassen. Er baut seine Kunsthalle in Potsdam. Aber nicht in der Innenstadt, sondern am Jungfernsee. Für die zahlreichen Potsdamer, die sich für den Standort in Potsdams Mitte stark gemacht haben, ist das eine schmerzhafte Entscheidung. Aber ist das Grund genug, sein eigenes bürgerliches Engagement einzustellen?
Das Gegenteil sollte der Fall sein! Zeigen, dass man sich nicht von solchen Scheindebatten entmutigen lässt. Das hat nichts mit Trotz zu tun. Das ist gesundes Selbstbewusstsein. Das braucht diese Stadt. Und es gibt viele Potsdamer, die das sehr wohl zu schätzen wissen. Darum an dieser Stelle: Lieber Manfred Schulz, liebe Monika Schulz-Fieguth, öffnen Sie auch weiterhin Ihren Garten für die Leute, die das, die Ihr Engagement zu schätzen wissen. Es ist vielleicht nur eine kleine Geste. Aber sie ist gerade in dieser Stadt und gerade nach solchen Diskussion, wie sie um die Kunsthalle geführt wurden, ganz besonders wichtig und ganz besonders wertvoll!
Dirk Becker über eine kleine, aber so wichtige Geste
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