Kultur: Jetzt.Damals
33 Künstler zeigen im Kunsthaus 66 Arbeiten aus einem halben Jahrhundert
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Vielleicht weniger geeignet als günstiges Schnäppchen für den weihnachtlichen Gabentisch hat die Jahreswende-Ausstellung vom KunstHaus Potsdam e.V. aber durchaus das Zeug, den einen oder anderen zum Zücken seines Geldbeutels zu verführen. 66 größere und kleinere Arbeiten von 33 Künstlerinnen und Künstlern animieren zur vergleichenden Betrachtung und gleichzeitig zu einem Parcours durch 50 Jahre zeitgenössische Kunst.
So ziemlich alle Künstler des Vereins sind der Einladung des Vorstands gefolgt, unter dem Motto „jetzt.damals“ aus ihrem künstlerischen Schaffen eine aktuelle und eine ältere Arbeit zu zeigen, wobei das Format A0 nicht zu überschreiten war. Für die Künstler wie für den Betrachter ist es ein reizvolles Konzept, da es die Möglichkeit des direkten Vergleichs – und zwar gleich im doppelten Sinne – in sich trägt. So profitiert der Ausstellungsbesucher zum einen von der Gelegenheit, auf seinem Rundgang 33 künstlerische Handschriften – nicht nur von Vereinsmitgliedern – für sich zu entdecken. Zum anderen entbehrt es nicht einem gewissen Unterhaltungswert, sich als Betrachter selbst die Testfrage zu stellen, welche der beiden Arbeiten ein und desselben Künstlers wohl eher die ältere und welche die aktuellere darstellt.
Dies richtig zu beantworten, fällt nicht immer so leicht wie am Beispiel des Potsdamer Bildhauers Hubertus von der Goltz, der einem aktuellen Beispiel seiner balancierenden Figuren ein 1980 entstandenes Relief aus teilweise bemaltem Polyester mit dem Titel „Am Spiegel“ in einem dicken Holzrahmen gegenüberstellt. Auf der einen Seite die Illustration zweier Frauenakte mit Spiegel, die spürbare Lust am Detail und an der plastischen Form, auf der anderen die markante Silhouette der im Raum schwebenden Figur, die der Bildhauer seit Jahren für seine kleinen und großen Balanceakte verwendet. Zwischen der früheren und der aktuellen Arbeit scheinen sich Welten aufzutun.
Dass der zeitliche Abstand der eingereichten Werke nur im Ausnahmefall ein halbes Jahrhundert umspannt wie im Falle des 1929 geborenen und auf ein reiches Künstlerleben schauenden Rudolf Valenta, dessen konstruktives in kräftigen Farben gehaltenes Pastell aus dem Jahr 1958 neben einem aktuellen Digitaldruck (beide unverkäuflich) unschwer auf die selbe Urheberschaft verweist, ist mitunter ganz einfach eine Altersfrage. Unabhängig jedoch davon, wie viele Jahre nun im einzelnen zwischen dem früheren und aktuellen Werk eine Künstlers liegen, ist es spannend, so etwas wie einen künstlerischen Fingerabdruck aus den gezeigten Pärchen herauszulesen.
Das funktioniert beispielsweise recht gut mit Blick auf die leuchtend roten Bilder Sibylle Wagners, die ihr Bekenntnis zum Thema des Lichts über die Jahre immer wörtlicher genommen hat. Zu nennen wären hier unter vielen anderen die auf Akzente und Rhythmik setzende Handschrift Karin Fleischers, die gestische Malerei Marianne Gielens die farbenfroh abstrakten Bilder Henning Kürschners oder die sehr reduzierte Formensprache des Bildhauers Stefan Pietryga. Interessant auch der Beitrag des Bildhauers, Objektkünstlers und Malers Oliver Zabel. Seinem vierteiligen Zyklus „Kleine Gladiatoren“ im paarweise konzipiertem kleinen Format, der sich sicherlich nicht nur wegen des moderaten Preises schnell verkaufte, stellt er unter dem Titel „Polnisches Stillleben“ eine fetischhaft anmutende Objektassemblage aus dem Jahr 1994 gegenüber, in diesem Falle in einem Kasten unter Glas ebenfalls als Pärchen arrangiert. Die Bildhauerin Regina Roskoden formuliert mit ihrer gesellschaftskritischen, gestalterisch etwas befremdlich aufstoßenden Arbeit „Schöne, Neue Welt“ aus dem Jahr 1974 eine wiederum völlig andere, in jedem Falle provozierende Seite. Noch weiter zurück in die Vergangenheit greift Klaus Schweier, wenn er seiner „Kleinen Prozession“ aus diesem Jahr eine eigene Kinderzeichnung aus dem Jahr 1959 an die Seite stellt.
Fazit: Die richtige Mischung macht“s. In dem Gruppenaufgebot „jetzt.damals“ ist sie, allen immanenten Qualitäts-, Zeit- und Preissprüngen eingedenk, erfreulich vielseitig, abwechslungsreich und insgesamt überzeugend geraten.
KunstHaus Potsdam, Ulanenweg 9. Bis zum 20. Januar 08: Do/Fr 15-18 Uhr, Sa/So 12-17 Uhr. Vom 24. Dezember 2007 bis zum 1. Januar 2008 bleibt das KunstHaus geschlossen.
Almut Andreae
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