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Kultur: Kari Bremnes: Reisen auf Norwegisch

Kari Bremnes liebt es unterwegs zu sein. Ihre jetzt schon zwei Dekaden andauernde Karriere führte sie an viele unterschiedlichen Orte und bescherte ihr intensive Begegnungen mit anderen Menschen.

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Kari Bremnes liebt es unterwegs zu sein. Ihre jetzt schon zwei Dekaden andauernde Karriere führte sie an viele unterschiedlichen Orte und bescherte ihr intensive Begegnungen mit anderen Menschen. Und auch auf der schwierigsten Reise – der Reise zu sich selbst – scheint sie bereits ein gutes Stück zurückgelegt haben. Diesen Eindruck hat man zumindest wenn man die norwegische Künstlerin auf der Bühne erlebt.

Zur Vorstellung ihres neuen Albums „Reise“ gastierte sie am Freitag im Nikolaisaal. Das Konzert musste schon im Vorfeld aufgrund der starken Nachfrage vom Foyer in den Saal verlegt werden. Die Gründe für das große Interesse lieferte die nordische Formation prompt. Die Musik erzeugt von der ersten Minute des Konzertes eine magische Spannung. Ruhig gleitet Kari Bremnes in den Abend. Mit geschlossenen Augen und der Reife einer vielgereisten Frau gibt sie sich ihren sehr feinen, anmutigen Bewegungen hin.

Die wildromantische Stimmung der Lofoten, die als Inspiration für viele ihrer Songs dient, ist nun auch im Saal spürbar. Das Quartett um Bremnes versteht es eindrucksvoll den musikalischen Boden für die Geschichten zu legen. Auf die von der Band geschaffene Erdigkeit setzt sich dann eine Stimme, die vom vielseitigen Reichtum eines bewegten Lebens erzählt. Nachdenklich sind diese Lieder. Sie klagen an und hinterfragen. Doch die Reflektion lässt ebenso Platz für die lebensfrohen und sinnlichen Seiten des Lebens.

Zwischen den Songs zieht die nordische Sängerin das Publikum auch mit spannungsvollen Erklärungen ihrer Lieder in den Bann. Wenn dann die Worte verstummen und die ersten Töne erklingen, kann das Publikum sofort die noch eben gehörte Geschichte in der Musik wiederfinden. Dass diese Übertragung so bemerkenswert funktioniert, verdankt Kari Bremnes besonders der auffälligen Kreativität ihrer Musiker.

Allen voran der Perkussionist Helge Norbakken, der mit seinen selbstgebauten Trommeln und Besen eine ganz eigene Klangfarbe in die Musik bringt. Als sich dieser zum Ende des Konzertes zu einem Solo aufschwingt, herrscht Gänsehautstimmung im Raum. Alles an Norbakken wird zu Rhythmus. Sein Atem, aus seinem Mund hervortretende Laute und sein virtuoses Schlagzeugspiel vereinen sich zu einem reißenden Fluss.

Als Kari Bremnes und das Quartett kurze Zeit später den letzten Titel des Abends beendet, erwartet sie begeisterter Applaus. Standing Ovations für einen norwegischen Fünfer, der die Erwartungen mehr als erfüllte.

Philipp Kühl

Philipp Kühl

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