Kultur: Karriere, Kinder, Kapriolen
Beate Pflugk las im Frauenzentum aus Romandebüt
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Das Amt, der Test, Hugo, Adele, Nebenbeschäftigung, Konstantin, Abwertung, Herr Kröger. So knapp und griffig werden die Kapitel des ersten Romans von Beate Pflugk betitelt, den die Potsdamer Autorin und Angestellte im öffentlichen Dienst 2007 selbst verlegte. Im Potsdamer Frauenzentrum stellte sie ihr Erstlingswerk im Literarischen Salon einem ausschließlich weiblichen Publikum vor.
Bianca, die Protagonistin des Romans, studierte wie die Autorin Arbeitswissenschaften an der TU Dresden. Mitte der 90er Jahre ist sie hoffnungsvolle Absolventin. Bei ihrer Bewerbung im „Amt“ sticht sie die männlichen Bewerber gnadenlos aus. Denn sie ist jung, schön, klug und erfolgsorientiert. Und Herr Kröger, der Amtsleiter, nicht unempfänglich. Mit einer neuen Liebe ließen sich seine Lebensdefizite möglicherweise kompensieren? Mit einer klugen und allseitig einsetzbaren Kollegin sein brüchiger Amtssessel wieder befestigen. Vorbei am ungeliebten Forschungsinstitut und an den Uraltmitarbeitern erträumt der beflügelte Amtsleiter ganz neue Strategien. Auch könnte eine schnelle Beförderung zur Referatsleiterin dem „rettenden Engel“ winken? Die Arbeitsmarktsituation ist viel zu angespannt, als dass Bianca so verlockende Angebote ausschlagen könnte: „Bianca überschlug die Möglichkeiten und war bereit, sich dieser Idee zu verschreiben“. So heißt es pragmatisch im Roman. Und schon bald bringt die neue Idee Erfolg. Die Strategie im Doppelpack von Er und Sie greift.
Und alles könnte nun planvoll wie am Schnürchen weiterlaufen, wenn es da nicht einen zweiten, weitaus kleineren Er gäbe. Und dazu den positiven Schwangerschaftstest, der die ganze gut geplante zielorientierte Strategie ins Wanken bringt ...
Der dicht an den eigenen Erfahrungen geschriebene fiktive Roman von Beate Plugk, bezeichnet den Versuch einer weiblichen Protagonistin, die drei altbewährten Ks (Küche, Kinder Kirche) in die Gegenwart zu übersetzen, wobei der Autorin zeitweilig eine klischeehafte Adjektiv überladene Betrachtung nicht erspart bleibt. Witzig und pointiert erzählt, erweist sich der Roman aber dennoch als gut lesbar und gut zuhörbar. Das immer wieder durchdeklinierte „Frauenthema“ rief nach der Lesung die Diskutantinnen unschiedlichster Generationen und unterschiedlichster Herkunft sofort auf den Plan. Und holte Iris Radischs Sachbuch „Die Schule der Frauen – wie wir Familie neu erfinden“ ins Gedächtnis zurück. Deren These sich im vorgestellten Roman bestätigen sollte: Es gibt keine Vereinbarung von Beruf und Kind, sondern nur eine Addition. Dieser These konnten die Zuhörerinnen unbeschwert zustimmen, trotz unterschiedlichster Erfahrungen.Barbara Wiesener
Barbara Wiesener
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