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Was sieht es wohl, das Katzentier? Bei diesem Blick kann es sich nur um ein Verbrechen handeln. In „Katzenmond“ gibt es die entsprechenden Leichen dazu.

©  Theo Heimann

Kultur: Katzenleiche, Menschenleiche und ein Freudenhaus

In „Katzenmond“ ermitteln Kater Serrano und Kommissar Liebermann wieder in Potsdam-West

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Serrano ist wieder unterwegs. Der wohl bekannteste Kater in Potsdam-West streift durch sein Revier und spürt, dass etwas nicht stimmt. Es ist September, sein Lieblingsmonat. Eine Zeit, in der er sonst zur Ruhe kommt und auch ein wenig sentimental wird. „Die Wehmut schätzte er besonders, denn sie gab dem September einen Rahmen, der ihn gleichermaßen mit seiner Jugend verband und von ihr trennte.“ Doch für ein seliges Erinnerungen-Nachhängen ist in diesem Jahr keine Zeit. Ein fremder Kater, der aus dem Hinterhalt gegen alle Regeln die Kater im Revier angreift und dann auch noch eine Katzenleiche, Serrano ist anders gefordert als ihm eigentlich lieb ist.

„Katzenmond“ ist der Titel des Kriminalromans von Christine Anlauff, in dem sie Kater Serrano ermitteln lässt. Wie Kommissar Liebermann ist auch Serrano ein Wiederholungstäter. Denn nach „Katzengold“ ist „Katzenmond“ der zweite Krimi mit diesen beiden so eigenwilligen wie liebenswerten Ermittlerpersönlichkeiten, die in Potsdam-West Verbrechen aufklären. Am heutigen Freitag stellt Christine Anlauff „Katzenmond“ in der Buchhandlung Viktoriagarten als Potsdam-Premiere vor.

Krimi plus Katze ist gleich seichteste Unterhaltung, das ist wohl der erste Gedanke, der einem beim Betrachten des Taschenbuchs überkommen mag. Das Cover mit dem kuscheligen Vierbeiner im Mittelpunkt bestärkt einen nur in dieser Vermutung. Doch wie schon in „Katzengold“ überrascht Christine Anlauff den Leser, was dieses Vorurteil betrifft.

Es ist schlicht ein Vergnügen „Katzenmond“ zu lesen. Die Sprache ist klar, pointiert und oft voller Witz. Die Charaktere sind liebevoll mit all ihren Liebenswürdigkeiten und Macken gezeichnet. Serrano und Liebermann begrüßt man schon nach wenigen Seiten wie alte Bekannte und zieht mit beiden durch Potsdam-West. Ein Stadtteil, den man kennt, an der Seite der beiden Ermittler aber irgendwie wieder neu entdeckt. In der Havel schwimmt schon bald eine Leiche, Liebermann bekommt haarige Konkurrenz was seine Freundin Nico betrifft und in Potsdam-West gibt es jetzt auch noch ein Freudenhaus. Und wenn Christine Anlauff dann den Kater mit dem bezeichnenden Namen Totenauge auftreten lässt, der in bester Mark-Benecke-Manier akribisch die Todesursache von Serranos Tochter Krümel ermittelt, ist man an dem Punkt für das entscheidende Bekenntnis: Ja, ich lese gern Katzenkrimis! Aber nur die von Christine Anlauff! Dirk Becker

Christine Anlauff: Katzenmond. Kater Serrano ermittelt, Aufbau Verlag, Berlin 2012, 438 Seiten, 9, 99 Euro

Dirk Becker

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