Kultur: Kaum inspirierend
Barockkonzert am Ostermontag in der Klein-Glienicker Kapelle
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Auch wenn die Glienicker Lanke keinen lustigen, bis zum Sinken überladenen Nachen bewegte, waren es der geputzten Menschen gar viele, die zwischen Jagdschloss und Schloss Glienicke ihren (Goetheschen) Osterspaziergang genossen. „Jeder sonnt sich heute so gern“, wusste schon Doktor Faust, „sie feiern die Auferstehung des Herrn, denn sie sind selber auferstanden“ Der Weg führte manche von ihnen schließlich in die Klein-Glienicker Kapelle, wo Melinda und Johannes Watzel (Violine) sowie Ulrich Eckhardt (Orgel) bei einem Barockkonzert mit Werken von Bach, Purcell und Vivaldi österliche Erbauung verhießen – und honorarfrei auftraten. Eng wurde es im Kirchlein, sodass sogar die Altarstufen als Sitzgelegenheit herhalten mussten.
Kühl war es im Raum, der sich durch die atmende Menge alsbald erwärmte und mit Feuchtigkeit sättigte. Für die modernen Streichinstrumente wahrlich kein Zuckerschlecken, die sich darob mit Intonationstrübungen zur Wehr setzten. Und in Purcells „Golden Sonata“ (Nr. 9, F-Dur) mit ziemlich sprödem Ton auf sich aufmerksam machten. Die Watzels führten einen straffen Bogen, mit dem sich die zugespitzten, zueinander in Kontrast stehenden fröhlichen und schmerzlichen Affekte nicht zur erwünschten Wirkung bringen wollten. Die Orgel spielte dabei nur eine untergeordnete Rolle und das Accompagnement. Aus Vivaldis Triosonatenfundus erwählte man sich für das Konzertfinale eine Nr. 10 in B-Dur, die sich am Formprinzip der Sonata da camera orientiert. Schlank klangen die Geigen, sie schienen sich mit den temperaturschwankenden Gegebenheiten endlich abgefunden zu haben und ließen sich in der Allegro-Allemanda zu tänzerisch beschwingtem Eifer bewegen. Mit der sie unterstützenden Orgel waren sie im Schlusssatz allerdings total auseinander, sodass man ein Dacapo wagen musste.
Bereits in der Bachschen G-Dur-Triosonate BWV 1039 wollten die zwei Geigen klanglich nicht recht miteinander harmoniren, besonders in den langsamen Sätzen. In den schnelleren ging es abwechslungsreicher, ausdrucksbewegter und spannender zu. Dennoch: die robuste und harsch klingende Spielmanier degradierte den Bachschen kontrapunktischen Aufwand zum mathematischen Exempel.
Für eine Abwechslung sorgten drei Orgelpiecen. Mit einem gravitätisch einherschreitenden Pedalsolo eröffnet sich Fantasia et Fuga d-Moll BWV 549a, von Ulrich Eckhardt ebenmäßigen Metrums gespielt. Immer mehr Diskantstimmen traten hinzu, sodass der Eindruck eines Crescendo entstand. Kräftige, scharf klingende Register zog er für die h-Moll-Fantasie BWV 563, die darob fast die Akustik der Kapelle zu sprengen schien. Und in der c-Moll-Fuge BWV 575 waren neben den Diskantregistern überraschenderweise die Mixtur aus Trompeten und Vox humana gezogen. Das Fazit: eine Stunde hausmusikalischen Musizierens, vom Blatt gespielt und kaum von Inspiration erfüllt.Peter Buske
Peter Buske
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