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Eine eigene Liga: Die „Liga der gewöhnlichen Gentlemen“.

© Martin Morris/Promo

Kultur: Kauziger Northern Soul aus Leder Konzert: Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen

Dass eine Band so außergewöhnlich leichtfüßig daherkommt, das ist man von der deutschen Pop-Landschaft eher nicht gewöhnt. Zumal sich die Hamburger Band Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen – der Name bezieht sich natürlich auf die Comicreihe – gar nicht erst in bedeutungslosen Aneinanderreihungen von Worthülsen verliert.

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Dass eine Band so außergewöhnlich leichtfüßig daherkommt, das ist man von der deutschen Pop-Landschaft eher nicht gewöhnt. Zumal sich die Hamburger Band Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen – der Name bezieht sich natürlich auf die Comicreihe – gar nicht erst in bedeutungslosen Aneinanderreihungen von Worthülsen verliert. Nein: Mit einer mitreißenden, ein wenig kauzigen Sympathie spielt das Quintett auf, garniert mit den typisch norddeutschen Wortspielereien.

Am Dienstag spielen die Hamburger Jungs, die auf ihrem Weg durch die Republik durchaus größere Hallen zu füllen in der Lage sind, in Potsdam – und zwar in einem ganz familiären Rahmen, ganz nah dran am Publikum: im Nil-Club am Neuen Palais. Was einen dort erwartet? Musik aus Hamburg natürlich – und die ist für ihren spitzbübischen Charme berühmt, ganz klar. Den kann und will die Formation natürlich auch gar nicht abschütteln. „Ich wünsche mir nun möglichst viele Live-Auftritte dieser so bescheiden daherkommenden, jedoch eigentlich schon jetzt sehr großen Band – und dann bitte so schnell wie möglich das nächste Album!“, so schrieb Tocotronics Jan Müller zum Debütalbum - sein Wunsch wurde erhört.

Immerhin kommt die Band auch nicht aus dem Nichts, vielmehr ist sie eine Neugründung aus den Überbleibseln der 2012 unter Schmerzen aufgelösten Northern-Soul-Combo Superpunk. Sänger Carsten Friedrich und Bassist Tim Jürgens wussten mit dem zwangsweise auferlegten Ruhestand wohl nichts Richtiges anzufangen – und retteten sogar einige der unveröffentlichten Superpunk-Songs mit in die neue Band. Für wen der Verlust der Band Superpunk eine allzu tiefe Wunde gerissen hat, der kann sich mit den Gentlemen nicht nur trösten, er kommt auch nicht an ihnen vorbei.

Und klar, wie es sich für eine Hamburger Band gehört, geht es nicht ohne Fußball. Doch während das erste Album noch mit Fußballweisheiten und Poesien rund ums Leder gut gefüllt war, wurde diesmal der Ball etwas flacher gehalten. Aber immerhin wählte die Deutsche Akademie für Fußballkultur (ja, die gibt es wirklich, die haben wir uns nicht ausgedacht!) den Song „Die Gentlemen Spieler“ zum besten Fußballsong des Jahres 2012. Und das von einer Band im ersten Jahr ihres Bestehens: Was für ein Wahnsinnstor!

Mittlerweile zeigt die Kreativitätskurve weiter steil nach oben: Eben waren sie noch mit dem 2012er-Debütalbum unterwegs auf Tour, dann waren die Gentlemen mit dem nimmermüden Urgestein der Neuen Deutschen Welle Andreas Dorau im Studio. Dem mussten sie für sein letztes Album als Backingband herhalten. Und nun haben sie schon das nächste Album im Gepäck. Haben die Jungs zu viel Zeit oder zu viele Ideen? Nun ja, der Druck der Freundinnen und Ehefrauen soll eine ganz große Rolle bei der Entstehung dieses Albums, das den Titel „Alle Ampeln auf Gelb“ trägt, gespielt haben. Diese hätten auch mal wieder Lust auf einen schönen Urlaub in der Lüneburger Heide, heißt es: „Ihr habt diese ganzen Megahits auf der Pfanne! Nun nehmt die Dinger endlich auf!“

Und das haben sie. Und zwar im vergangenen Winter, indem der Schlagzeuger gleich als Produzent des Silberlings verpflichtet wurde. Der letzte Winter – wir erinnern uns ja alle gern daran – war kein so richtiger. Und so kam heraus, was herauskommen musste: das perfekte Sommeralbum, in dem alle Ampeln eben auf Gelb stehen, verbunden mit einer fluffigen Tanzgarantie. Das Ergebnis klingt wirklich ganz und gar so, wie es in der Selbstbeschreibung der Band heißt: „Hier ein Verweis auf Northern Soul, dort Madness, Geschrabbel à la Housemartins, und, das ist neu, die Rock'n'Roll-Bezüge wurden hier und da gegen Disco und den Sound der Orgelfraktion der Madchester-Hools eingetauscht.“ Alles klar?Oliver Dietrich

Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen am Dienstag, 13. Mai, im Nil-Club, Am Neuen Palais 10. Support gibt es von der Surf-Band Apollo, Eintritt 4 Euro. Los geht es 21 Uhr.

Oliver Dietrich

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