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Zum Kehlgesang die Gitarre. Die Potsdamer Künstlerin Arjopa.

©  M. Thomas

Kultur in Potsdam: Kehlgesang in der Alexandrowka

Festival der russischen Kultur am Wochenende

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Clemens J. Setz führt diese Kunst gelegentlich bei seinen Lesungen vor. Der österreichische Schriftsteller, der für seinen Erzählband „Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes“ im Frühjahr den Preis der Leipziger Buchmesse erhielt, ist bekennender Obertonsänger. Er beherrscht die Kunst, einzelne Töne aus seiner Singstimme so herauszufiltern, dass beim Zuhörer der Eindruck von Mehrstimmigkeit entsteht. Etwas vereinfacht gesagt: Obertongesang klingt so, als habe da einer ein Didgeridoo verschluckt. Es hat etwas Meditatives, dieser Obertongesang. Manch unsensibler Zeitgenosse würde aber vielleicht von esoterischer Spinnerei sprechen.

Arjopa hat da schon ganz andere Einschätzungen zu hören bekommen. Der tuvinische Kehlgesang, die Form des Obertongesangs, den die Potsdamer Künstlerin praktiziert, klinge, „als gurgelten ein heißerer Elch und ein stimmbrüchiger Schafbock im Duett“. Am kommenden Samstag kann sich jeder selbst davon überzeugen, was es mit diesem ominösen tuvinischen Kehlgesang auf sich hat. Denn dann ist Arjopa zusammen mit ihrer Band beim zweitägigen Festival der russischen Kultur in der Kolonie Alexandrowka zu erleben.

Tuva, das ist eine autonome Republik im südlichen Teil von Sibirien, an der nordwestlichen Grenze der Mongolei gelegen. Und von den tuvinischen Meistern im Kehlgesang ist Arjopa die einzige anerkannte Vertreterin dieser Kunst in der westlichen Welt. Doch nur den schamanischen Kehlgesang zu zelebrieren, der als die höchste Stufe des Obertongesangs bezeichnet wird, bei dem mehrere vokal erzeugte Obertöne stark gebündelt und zu Melodien und Rhythmen verwoben werden, liegt Arjopa nicht. Sie mixt das Fernöstliche mit allen möglichen Zutaten aus der westlichen Musik. Wer also hofft, bei Arjopas Obertönen herrlich meditieren zu können, muss enttäuscht werden. Wenn Arjopa aufspielt, tanzen die Taigageister mit, wie sie selbst sagt. D.B.

Das zweitägige Festival der russischen Kultur beginnt am kommenden Samstag, 13 Uhr, in der Russischen Kolonie Alexandrowka. Arjopa & Band sind am Samstag um 19.30 Uhr auf der Hauptbühne mit „The Sound of Tuva“ zu erleben. Weitere Informationen zum Programm unter www.kultur-alexandrowka.de

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