zum Hauptinhalt

Kultur: Keine Angst vor Störchen

Das tschechische Puppentheater „Buchty a Loutky“ bei den Kinderkultur-Tagen

Stand:

Das tschechische Puppentheater „Buchty a Loutky“ bei den Kinderkultur-Tagen „Am Ufer eines Teiches lebte eine Froschfamilie“, beginnt der Erzähler, und die Kinder werden still. Sie sitzen auf Polsterbänken, vorne die Dreijährigen, hinten die Fünf- bis Sechsjährigen. Jeder Platz auf den Polstern ist besetzt. Die eingekehrte Ruhe hält nicht lange, denn da fährt schon Valentino, der kleine Frosch, mit seinem Tretauto laut brummend um den Teich herum. Und kurz darauf vertreiben die summenden Fliegen den Erzähler und landen auf den Fenstern und dem Schornstein der Frosch-Behausung. Dass die Froschmama den Ofen anheizen würde, damit haben die aufdringlichen Fliegen nicht gerechnet. Die Kinder schreien vergnügt, als der Rauchstoß die Fliegen abstürzen lässt. Die tschechischen Puppenspieler der Gruppe „Buchty a Loutky“ waren schon beim Unidram-Festival in Potsdam dabei. Weit über Prag hinaus sind sie bekannt und mit Preisen ausgezeichnet. Ob Puppentheater für Erwachsene oder für Kinder, ihre Geschichten und deren Umsetzung sind immer ein Ereignis: voller Witz, Fantasie und unaufdringlicher tieferer Bedeutung. Mit dem deutschsprachigen Stück „Der Frosch Valentino“ waren „Buchty a Loutky“ bei den 9. Internationalen Kinderkultur-Tagen im Waldschloss zu Gast. Die Puppenbühne, ein hoher halbrunder Kegel, in dessen Spitze die Froschfamilie lebte. Auf seiner Mitte ein hellgraues Tuch, das eine kleine Spielfläche freigab und verdeckte. Die drei Spielenden konnten hinter dem Kegel verschwinden und die Figuren von dort über die Spielfläche führen. Sie gingen aber auch um den Kegel herum, um seine Seiten zu nutzen, die Tierfiguren in der Hand. Und trotz der ständigen Zerstörung der Illusion, dem nur andeutenden Spiel, entstanden Gefühlsstimmungen und Momente der Poesie, die in die Geschichte hinein sogen. Das Fußballspiel der Froschjugend war so spannend, dass das junge Publikum trampelnd und lachend hoch und runter hopste. Als der Ball sich in Zeitlupe Richtung Zuschauerraum bewegte, hielt der kleine Junge schützend die Hände über den Kopf. Das war auch nötig, der Ball tippte ihn tatsächlich, bevor er zurück zur Bühne schwebte und Valentino zu Boden donnerte. Keiner konnte Valentino leiden, dieses verhätschelte Einzelkind, das kein normaler Frosch, sondern ein Prinz zu sein glaubte. Eines Tages, als ihm das Gerede seines Vaters, er solle sich vor den Störchen in Acht nehmen, auf die Nerven ging, zog Valentino los, seine Prinzessin zu suchen. Er war ja schließlich ein Prinz. Seine Prinzessin hat er zwar nicht gefunden, und irgendwann begriff er auch, dass Prinz und Prinzessin wenig mit der Wirklichkeit zu tun haben. Doch er fand eine Freundin: Isabella. Eines Morgens aber hatten sich Isabellas Maße verändert. Sie selbst hatte keine Ahnung, was mit ihr geschehen war, doch Valentino begriff sofort: Isabella war eine Störchin. „Du bist keine Störchin, du siehst nur aus wie eine. Du bist Isabella.“ Und während die anderen Frösche nach wie vor flüchteten, hatte Valentino vor dem „Storch“ keine Angst mehr. Dagmar Schnürer

Dagmar Schnürer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })