Kultur: Keine Anleitung zum Ungehorsam
Am morgigen Sonntag hat das Schau-, Hör- und Figurenspiel „Der starke Prinz“ in der Villa Tieck Premiere
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Es ist kein einfaches Thema, das sich Christiane Gerhardt und Niels Badenhop für ihre Auseinandersetzung mit Friedrich II. vorgenommen haben. Die Kindheit und Jugend des Kronprinzen Friedrich haben die Musiker in ihrer knapp einstündigen Inszenierung „Der starke Prinz“ verarbeitet, in einer Verbindung von Schauspiel, Hörspiel und Figurenspiel, dazu Musik und Tanz. Als ein Familienprogramm bezeichnet Christiane Gerhardt „Der starke Prinz“, das sich vor allem an Kinder ab 5 Jahren richtet. Aber auch an die Eltern. Und wie die Reaktionen nach einer öffentlichen Generalprobe gezeigt haben, waren es auch die Eltern, die durch diese Inszenierung etwas gelernt haben. Am morgigen Sonntag hat „Der starke Prinz“ um 11 Uhr im Friedenssaal der Villa Tieck in der Schopenhauerstraße 24 Premiere.
Vor einem Jahr begannen die Gambistin Christiane Gerhardt und der Sänger, Flötist und Harfist Niels Badenhop ihre Idee für „Der starke Prinz“ für das diesjährige Jubiläumsjahr zum 300. Geburtstag von Friedrich II. in ein Stück zu verarbeiten. Der kleine Kronprinz als Spielball zwischen dem jähzornigen und brutalen Vater, der aus seinem Sohn einen gescheiten Soldaten machen wollte, und der Mutter, die an die höfischen Etikette glaubte und damit verbunden an eine musische Erziehung ihres Sohnes. Welche Ausfälle der junge Friedrich unter seinem Vater erdulden musste, ist hinlänglich bekannt. Aber diese Brutalität ausgerechnet in einem Musik- und Schauspiel für Kinder ab fünf Jahren?
Die Ausfälle des Vaters gegen seinen Sohn sind in dieser Form natürlich nicht in „Der starke Prinz“ zu erleben. In den Mittelpunkt haben Christiane Gerhardt und Niels Badenhop die Verwirrung sowohl der Eltern als auch der Kinder Friedrich und seiner Schwester Wilhelmine gestellt. Zwei königliche Eltern, die in das Kind nur ihre Vorstellungen eines entsprechenden Nachfolgers projizieren und Kinder, die zwischen diesen Spannungen entweder zerbrechen oder sich behaupten können. Bei Friedrich in „Der starke Prinz“ ist das der Widerstand, den dieser hier gegen seinen Vater entwickelt. Wobei das Stück für die Kinder nicht als Anleitung zum Ungehorsam verstanden werden sollte. „Der starke Prinz“ stellt der kindlichen Märchenvorstellung von Prinz und Prinzessin die Wirklichkeit am königlichen Hofe gegenüber. Keine Entzauberung, sondern kindgerechter Geschichtsunterricht, in dem eine Geschichte erzählt wird. Dirk Becker
Premiere am morgigen Sonntag, 11 Uhr, in der Villa Tieck, Schopenhauerstraße 24. Der Eintritt kostet 8, ermäßigt 5 Euro. Kartenreservierung unter Tel.: (0331) 271 30 68
Dirk Becker
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