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Kultur: Klänge für die Kleinsten

Der Nikolaisaal will sich mehr um das Publikum von morgen bemühen. Auch mit Konzerten für Babys

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Was gibt es Neues, was bleibt so, wie es ist, lautete die wichtigste Frage bei der Vorstellung des Programms von Nikolaisaal und Kammerakademie Potsdam. Nach sechzehn respektive fünfzehn Jahren erfolgreicher Arbeit gehören das Konzerthaus und sein Hausorchester inzwischen zum kulturellen Tafelsilber der Stadt – auch wenn das ein Jahr jüngere Kammerorchester gerade mitten in der Pubertät stecke, wie Intendant Alexander Hollensteiner spitzbübisch bemerkte. Dass die junge Generation bis hinunter zu den Allerkleinsten dem Nikolaisaal besonders am Herze liege, wurde Geschäftsführerin Andrea Palent nicht müde zu betonen. In der neuen Saison sollen noch mehr Aktivitäten die Zuhörer der Zukunft an die Musik heranführen. Neu ist, dass es für alle unter Dreißigjährigen Karten für 10 Euro bereits im Vorverkauf gibt.

Erstmalig finden im Café Riciotti am Nikolaisaal Konzerte für Babys bis zwölf Monate und ihre Eltern statt. Um den Bedürfnissen der Allerkleinsten gerecht zu werden, dauern sie nur 30 Minuten. Ein weiterer Spielort befindet sich in der Alten Neuendorfer Kirche in Babelsberg. Für Kinder bis zu drei Jahren werden Lieder zum Mitsingen und Spielen unter Leitung von einer Musikpädagogin angeboten. An einem Wochenende im Februar 2017 soll sich das Foyer des Nikolaisaals gar in eine verwunschene Traumwelt für eine Reise zwischen Sonne und Mond verwandeln. Reiseleiter ist das Oorkan Ensemble aus Amsterdam, das für seine fantasievolle Produktion schon einen Preis gewonnen hat. Auch die kleinen Sinfoniekonzerte haben wieder einen festen Platz im Programm. Konzerte und Workshops für Kitakinder, Schüler und Jugendliche reichen von Schlagzeug-Experimenten mit dem jungen Starschlagzeuger Alexej Gerassimov über Filmmusik bis hin zu einem Schulprojekt, das von der großartigen Musik von Philipp Glass zum Staudamm Itaipu inspiriert worden ist.

In den klassischen Konzertreihen findet sich viel Bewährtes wieder, wie die Symphoniekonzerte, die Klassik am Sonntag und Stars im Konzert, wenn auch mal mit so exotischen Instrumenten wie dem australischen Didgeridoo und der chinesischen Zheng. Als besonderes Highlight nannte Andrea Palent die konzertante Aufführung von Claudio Monteverdis Orfeo durch das Alte-Musik-Ensemble um Erika Pluhar, die im Nikolaisaal schon zu den Stammgästen gehört. Ein kurioses Experiment könnte das Live-Konzert zum DFB-Pokalfinale mit Public Viewing auf der größten Leinwand Potsdams und Live-Improvisationen auf dem Klavier von Stephan Graf von Bothmer sein. Auch die Schwestern Katia und Marielle Labeque kommen wieder nach Potsdam und präsentieren modernistische Love Stories für Breaktänzer, zwei Klaviere, E-Gitarre und Schlagzeug aller Art. Damit keiner vom Erlebnis der Musik ausgeschlossen wird, bietet der Nikolaisaal jetzt bei einigen Konzerten mobile Induktionsschleifen für Träger von Hörgeräten und Cochlea-Implantaten an.

Der fünfzehnjährige Geburtstag der Kammerakademie Potsdam wird gleich zur Saisoneröffnung mit zwei Konzerten gefeiert. Wie schon in der letzten Saison gibt es ein kulturelles Leitmotiv: Die Stadt als solche und Potsdam im Speziellen bildet den roten Faden im Programm. Als Artist in Residence – oder besser in der Stadt Potsdam, wie Alexander Hollensteiner anmerkte – gestaltet die Geigerin Veronika Eberle fünf Konzerte. Sie wird Ludwig van Beethovens und Felix Mendelssohns Violinkonzerte spielen, aber auch ein Kammerkonzert für Violine, Klavier und 13 Bläser von Alban Berg. Auch viele andere Solisten sind der Kammerakademie schon länger verbunden. Manches Mal entwickelten sich freundschaftliche Beziehungen, wie etwa mit Ute Lemper, dem Pianisten Fazil Say und der inzwischen weithin geschätzten Sopranistin Anna Prohaska. Sie alle kommen in der kommenden Saison wieder.

Bewährtes weiterführen wird auch die Kammerakademie mit ihrer Arbeit zur Musikvermittlung: Als Beispiel sei das Konzert Mitmach-Melodie der Großstadt für Streichquartett, Schlagzeug und Fahrradklingel genannt, für das Schüler eigene Klangaufnahmen beisteuern dürfen. Erstmalig stehen in dieser Saison Besuche bei Instrumentenbauern aus der Region auf dem Programm. Der Kartenvorverkauf für die neue Saison beginnt heute.

Babette Kaiserkern

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