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Kultur: Klassiker aus der Zone Dritte Wahl, Skeptiker und ddp im Lindenpark

Legenden – nichts Geringeres wurde da angekündigt und auch erwartet, als am Freitag im Lindenpark die Bühne freigemacht wurde für zwei der dienstältesten Punkbands der „Zone“: die nie und nimmer alternden Berliner Skeptiker und die Hanseaten Dritte Wahl, unterstützt von den angesichts dieser Klassiker fast farblosen ddp, die aber auch nicht auf eine DDR-Vergangenheit zurückgreifen konnten. Die Lager im Publikum waren so auch eindeutig zwischen den beiden Hauptacts gespalten – den Rostockern und den Berlinern konnte man zwar den Klassiker-Stempel beiderseits aufdrücken, musikalisch waren sie jedoch durchaus unterschiedlich.

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Legenden – nichts Geringeres wurde da angekündigt und auch erwartet, als am Freitag im Lindenpark die Bühne freigemacht wurde für zwei der dienstältesten Punkbands der „Zone“: die nie und nimmer alternden Berliner Skeptiker und die Hanseaten Dritte Wahl, unterstützt von den angesichts dieser Klassiker fast farblosen ddp, die aber auch nicht auf eine DDR-Vergangenheit zurückgreifen konnten. Die Lager im Publikum waren so auch eindeutig zwischen den beiden Hauptacts gespalten – den Rostockern und den Berlinern konnte man zwar den Klassiker-Stempel beiderseits aufdrücken, musikalisch waren sie jedoch durchaus unterschiedlich.

Nun ja, ddp als Anheizer, fast schon als Makulatur wahrzunehmen sollte keine Überraschung sein. Überraschender war eher, welche der beiden Bands der Vortritt gelassen werden sollte: Man einigte sich auf die Skeptiker, vielleicht wirklich aus Altersgründen. Für den diesjährigen April war ja das Erscheinen eines neuen Albums angekündigt, das allerdings noch auf sich warten lässt. Einige neue Stücke wurden jedoch bereits zum Besten gegeben, und auch nach 27 Jahren Historie ist man sich beruhigt treu geblieben: Auch wenn die Berliner zuweilen etwas gezwungen didaktisch rüberkommen, bestechen sie durch eine jugendliche Lebendigkeit, von der sich so manche Newcomerband eine saftige Scheibe abschneiden könnte: Sänger Eugen Balanskat mit eisgrauen Haaren wurde durch den Gitarristen Lars Rudel komplettiert, der seine Jugendlichkeit durch ein schlecht sitzendes Basecap aufpeppte. Inhaltlich gab es die gewohnte Straßenkampf-Romantik, die Gewalt auf eine lyrische Art reflektiert und dem Terrorismus eine Ästhetik verpasst, quasi eine Legitimation.

Dritte Wahl waren da weniger textfixiert, allerdings routiniert wie eine Popband. Die Verortung in der ostdeutschen Punklandschaft verstärkten die Rostocker allein schon dadurch, dass sie nicht mal vor einer Coverversion des Schleimkeim-Klassikers „In der Kneipe zur trockenen Kehle“ zurückschreckten und ihm ihren hanseatischen Stempel verpassten. Ansonsten konnte es auch durchaus feuerzeugfrei-balladesk zugehen, ohne dabei peinlich zu wirken, oder auch in einer Reggae-Adaption enden („Hash“, natürlich). Doch auch im klassischen Uffta-Beat liegt den Rostockern der theatralische Auftritt, im Norden lässt man sich eben gern feiern – auch wenn der Keyboardeinsatz ein wenig zu sehr als Reminiszenz an die Achtziger interpretiert werden konnte. Beeindruckend war trotzdem, wie viel Energie freigesetzt wurde – ein gut gefüllter Lindenpark quittierte den Auftritt mit seligem Lächeln, getaucht in blaues Licht. Zeitlos, alterslos. Oliver Dietrich

Oliver Dietrich

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