Von Astrid Weidauer: Klassisch, funky und galaktisch
Festwochenende zur Eröffnung der 10. Nikolaisaal-Saison
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Nimmt man es historisch einmal ganz genau, könnte der Nikolaisaal in nächster Zeit gleich zwei runde Jubiläen feiern – und sich dabei unversehens ganz wundersam verjüngen: gewissermaßen vom hoch betagten Greis zum zarten Knaben. Wie das geht? Ein kurzer Exkurs in die ein wenig verwickelte Chronik des Hauses gibt darüber Aufschluss: am 13. Dezember 1909 wurde der ursprünglich als Gemeindezentrum konzipierte Bau des Berliner Architekten Richard Herzner feierlich eröffnet – selbst die Kaiserin ließ sich dieses Ereignis nicht entgehen. Ein ungestörtes, sorgenfreies Altern war dem Hause jedoch nicht vergönnt: es musste einen grundlegenden Umbau im Jahre 1934 ebenso verkraften wie Zeiten des Verfalls und einen radikalen Neubeginn, der mit der Eröffnung des neuen Nikolaisaals am 27. August 2000 besiegelt wurde. So betrachtet, feiert der Nikolaisaal in diesem Jahr seinen 100. und im kommenden Jahr seinen 10. Geburtstag.
Während sich das Gedenken anlässlich des hundertjährigen Nikolaisaal-Jubiläums 2009 eher im Stillen vollziehen wird, konzentriert man sich bereits jetzt auf den 10. Nikolaisaal-Geburtstag 2010 und läuft sich dafür eine ganze Saison lang schon mal warm.
Der Startschuss für den Countdown fällt am 28. August: dann beginnt in der Wilhelm-Staab-Straße die 10. Spielzeit. Drei Tage lang wird drinnen und draußen gefeiert. Mit erstklassigen Offerten aus den Sparten Klassik, Jazzfunk und Filmmusik will das Konzerthaus nach der Sommerpause seine Besucher verwöhnen und überraschen.
Gelingen dürfte dies gleich mit dem ersten, schon ausverkauften Konzert der neuen Saison am 28. August, obwohl die Stargeigerin Julia Fischer als Gast kurzfristig absagen musste. Stattdessen werden Ray Chen und Da Sol Kim mit zwei berühmten Konzerten von Mozart auf der Geige und am Klavier zu erleben sein! Geleitet wird der Abend, der mit Franz Schuberts 6. Sinfonie ausklingt, vom künstlerischen Leiter der Kammerakademie Potsdam, Michael Sanderling.
Auf Überraschungen ganz anderer Art kann man sich am 29. August beim Auftritt der britischen Band Incognito gefasst machen. Hinter dem Bandnamen verbirgt sich ein echtes Chamäleon: denn seit der Gründung von Incognito im Jahre 1979 hat sich die Besetzung unzählige Male verändert. Geblieben ist jedoch der Name des Gründungsvaters und „Masterminds“ in Gestalt von Jean-Paul Maunick, genannt „Bluey“. Er schuf mit Incognito so etwas wie den Durchlauferhitzer für den europäischen Soul- und Funkjazz schlechthin. Geblieben ist bis heute auch der Anspruch der Band, fantastische Musiker und Sänger in sich zu vereinen, die jedes Konzert zu einem großartigen, garantiert schweißtreibenden Live-Erlebnis werden lassen. Ganz britisch klingt der Abend beim anschließenden Straßenfest aus. Unter anderen mit von der Partie: Die charismatische Dionne „Baby“ Charles und ihre Band aus Brighton mit einer unwiderstehlichen Hommage an den Deep-Funk-Sound der Sixties.
„Zurück in die Zukunft“ lautet das Motto am 30. August, wenn das Deutsche Filmorchester Babelsberg unter Leitung von Jörg Iwer zur großen Science-Fiction-Gala einlädt. Filmmusikalische Höhepunkte der Märchen von übermorgen (u.a. aus „Star Wars“, „Men in Black“, „Raumpatrouille Orion“, „Apollo 13“) werden präsentiert von Dietmar Wunder, der als deutsche Synchronstimme u.a. von Daniel Craig einem breiten Publikum bekannt ist.
Nach diesem rasanten Saison-Start kann das Raumschiff Nikolaisaal getrost in seine Jubiläumsspielzeit abheben. Flugtickets sind noch erhältlich unter: www.nikolaisaal.de.
28. bis 30. August: Auftakt zur Saisoneröffnung
Astrid Weidauer
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