Kultur: Klassisch-klar
Beeindruckender Abschluss der Hofkonzerte
Stand:
Traditionell zum zweiten Weihnachtsfeiertag beschlossen die Potsdamer Hofkonzerte Sanssouci ihre sehr erfolgreiche 18. Saison im ausverkauften Schlosstheater. Es wurde ein sehr glanzvolles Finale. Hierfür waren das Berliner Gaede-Trio und die Soloflötistin der Staatsoper Berlin, Claudia Stein, geladen, um einen weitgehend klar-klassischen Matinee-Morgen zu gestalten. Das Gaede-Trio mit Thomas Selditz (Violine), Felix Schwartz (Viola) und Andreas Greger (Violoncello) ist eines der gefragtesten Streichtrios unserer Tage, bekannt für sein virtuoses Spiel in technischer Perfektion, gepaart mit einem hochentwickelten Sensus für musikalische Nuancen. Eigenschaften, die unabdingbar sind, um einem Mozartschen Flötenquartett das rechte Leben einzuhauchen. Sind die Quartette C-Dur und G-Dur zunächst scheinbar nur Gelegenheitswerke für einen holländischen Kaufmann, divertimentoartige Leichtgewichte, so lebt in ihnen dennoch so ganz Mozartscher Geist, der seinen Anspruch an die Interpreten hat.
Das C-Dur-Quartett eröffnete als launiges spielfreudiges Werk, das der Flöte viel Raum im Solopart gibt, ohne den kammermusikalischen Rahmen gleichberechtigten Musizierens zu verlassen. Den Schlusspunkt des Konzerts setzte das G-Dur-Quartett, das gerade in seinem 2. Satz mit der fast immer perfekt gespielten pizzicato-Begleitung der Streicher und dem ausgelassen-heiteren Rondo sich allgemein größerer Bekanntheit erfreut.
Hier erlebte man in beiden Werken ein fein abgestimmtes Spiel im sensiblen Aufeinanderhören, alles wie aus einem Guss. Mit rundem, schwebendem Flötenton, perlend in den Läufen, tragfähig und makellos Claudia Stein, die Streicher bewährt eingespielt, alle zusammen offen für die Feinheiten dieser Divertimenti im besten geistreichen Sinne.
Warum das Streichtrio generell eine Gattung kostbarer Kammermusik mit Seltenheitswert in den Konzertsälen ist, kann nach dem Hören des Beethovenschen Trios G-Dur op. 9 Nr. 1 nur schwerlich erklärt werden. Sicher, Beethoven beschäftigte sich mit dieser diffizilen Gattung ausschließlich vor seinen genialischen Streichquartetten, doch hat er in dieser Minimalbesetzung kaum weniger als einen musikalischen Kosmos umrissen. Den wiederum gestalte das Trio mit aller Differenziertheit und Auskostung gegensätzlicher Stimmungsvarianten, kraftvoll, fast schon ruppig, im Adagio mit schönem Spannungsbogen, vielleicht ein wenig fest im Singen der Violine, con brio musiziert im virtuosen Presto als furiosem Werk-Finale. Debussys „Syrinx“ für Flöte solo bot Claudia Stein Gelegenheit, mit ihrem modulationsfähigen Flötenklang, in runder angenehmer Tiefe wie perlender Höhe, das Sehnsuchtsvolle, Laszive, Verspielte des Hirtengottes Pan plastisch hörbar zu machen. Franz Schuberts Triosatz B-Dur komplettierte das Programm in meisterlicher Satzkunst und melodischem Einfallsreichtum. Ein gelungenes Saisonfinale.
Auch 2009 wollen die Hofkonzerte neues Terrain erobern: In der Ovidgalerie der Neuen Kammern wird Anfang Juni unter dem Titel „Metamorphosen – Entdeckungen im Göttergarten von Sanssouci“ eine Produktion mit Shakespeares „Venus und Adonis“ und der Musik von John Blow Premiere haben.Christina Siegfried
Christina Siegfried
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