Kultur: Kleine Seufzer
Tom Liwa besang im T-Werk die Liebe
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Es ist dunkel und schüttet wie aus Kübeln. Der Wind peitscht unbarmherzig über die nassen Strassen und wer kann, der flüchtet sich an wärmere Orte oder sehnt sich nach einer grünen Insel in diesem rasenden Ozean voll Regen und Gischt. Doch, oh Glück, die Rettung naht. Der „große Tröster“ Tom Liwa gastiert im T-Werk.
„Wir sind nicht allein – wir haben ja die Musik“, soll dieser Krieger des Lichtes einmal in einem Interview bekundet haben. Ein Versprechen, das man in diesen ungemütlichen Zeiten gerne annimmt.
Barfuß und mit zersaustem Haar nimmt uns Tom Liwa in Empfang. Ein moderner Robinson Crusoe, mit der kühnen Vision, die Welt durch sein Schaffen ein klein wenig besser zu machen. Auf dem Boden steht ein Glas Rotwein bereit. Davor eine Palme, ein Rentier, zwei Monitorboxen, Stuhl, Mikrofon und seine Gitarren. Mehr braucht dieser Einsiedler nicht auf seiner Pilgerreise. Keine Worte der Begrüßung. Die Saiten seines Instrumentes schaffen die Kommunikationsebene zwischen Künstler und Publikum. Nur nach dem ersten Song, welcher überraschend humorvoll daher kommt, meldet sich Liwa kurz selbstironisch zu Wort: „Ja, Ja ich habe jetzt in das lustige Fach gewechselt.“ So richtig kann das noch keiner glauben.
Wer in dieser oft so melancholisch anmutenden Musik Freude entdecken will, der wird aufgefordert, zwischen den Zeilen zu lesen. Doch eines kann man an diesem Abend sofort finden: Balsam für die Seele. Das sind Lieder, die zum Träumen verführen und zwischendurch malt ein jeder seine eigenen Bilder, während Tom Liwa mit klarer Stimme die Farben liefert. Und immer wieder ist es die Liebe, die ihn in seinen Geschichten beschäftigt. Glückliche Liebe, missachtete Liebe, enttäuschte Liebe – am Ende der Songs ist beinahe aus jeder Ecke des Raumes ein kleiner Seufzer zu hören.
Die Klänge, die dieser emotionale Musikphilosoph dabei seiner Gitarre entlockt, schaffen das Universum, in dem der Zuhörer die Chance hat, für einen Moment eins zu werden mit sich und der Welt.
Darin liegt die großartige Gabe dieses Mannes. Ohne sich selber zu ernst zu nehmen, singt er über das Leben und beeindruckt durch seine aufrichtige und bescheidene Persönlichkeit.
Da ist kein Pathos, keine inszenierte Selbstdarstellung. Einfach nur Tom Liwa. So tanzt er dann zur Zugabe wie ein kauziges Rumpelstilzchen durch die Zuschauerreihen und verabschiedet seine Gäste auf eine ganz eigene Art und Weise. Philipp Kühl
Philipp Kühl
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