zum Hauptinhalt

Kultur: Klingendes Kleinod

Andreas Kitschke erläutert die Woehl-Orgel

Stand:

Andreas Kitschke erläutert die Woehl-Orgel Nicht zu vergessen: die Patenonkel. Einen wie Andreas Kitschke. Ohne ihn, den diplomierten Ingenieur für Hochbau, Projektmanager und Orgelsachverständigen, hätte es die Geburt der Woehl-Orgel nicht gegeben. Beste Referenzen hatte er dafür vorzuweisen. Fachberatend begleitete er u.a. die Restaurierungen der Dorfkirche in Caputh, der Klein-Glienicker Kapelle mit dem Neubau einer Schuke-Orgel. Sein berlinischer Charme, sein unermüdlicher und einfallsreicher Einsatz für den Ersatz des alterschwachen Instruments in der Friedenskirche sorgten mit dafür, dass die einstige Hofkirche der Hohenzollern nun wieder mit einem klingenden Kleinod aufwartet. Gülden glänzt es von der Empore, ein erfreulicher Anblick. Noch zeigt sich das Tonnengewölbe, dass die Fensterrosette umspannt, in seiner hölzernen Naturfarbe. Bald soll es, wie die anderen Teile des alten, handgeschnitzten Prospekts auch, mit Blattgold überzogen sein. Die Verkleidungen beiderseits der Orgel, hinter denen sich u.a. 32-füßige Pfeifen quadratischen Querschnitts verbergen, werden farblich dem Emporenkolorit angeglichen. Als bedeutendes Gestaltungselement der Orgel und des Kirchenraumes erweist sich die freigelegte Fensterrosette, durch die sich der dreischiffige Innenraum mit einer die Seele fröhlich stimmenden Helle erfüllt. Allerdings hat sich dadurch das der Orgel zur Verfügung stehende Raumvolumen erheblich verkleinert. Dennoch ist es Orgelbaumeister Gerald Woehl gelungen, mehr Register (47 reale Register plus insgesamt fünf Züge, Transmissionen und Extensionen) als zuvor unterzubringen. Wobei einige Holzpfeifen sogar quer liegen, weil sie senkrecht im Gehäuse nicht unterzubringen waren. Dieses und noch viel mehr erfährt der Wissbegierige, erfreulicherweise mit Blickrichtung zur „Königin“ sitzend, bei einer Führung mit Andreas Kitschke. Zunächst erläutert er die dokumentarfilmerischen Impressionen über die einzelnen Etappen des Orgelneubaus, die über einen Monitor laufen. Man erfährt, dass die Orgel über klingende 3.106 Pfeifen, mechanische Tasten- und Registertrakturen verfügt. Die überkommende Pfeifensubstanz wurde bis auf die späten Zutaten wieder verwendet und durch ausgewählte, in der Mensur angepasste und neu angefertigte Register ergänzt. Mit dem neuen dritten Manual tritt ein französisches Klangattribut hinzu. Wie das alles - einzeln oder zusammen - klingt? Andreas Kitsche nimmt auf der Orgelbank Platz, erläutert die Register (was per Videokamera auf den Monitor übertragen wird, so dass keiner auf die Empore pilgern muss) und lässt sie erklingen. Zuerst dürfen die alten Pfeifen zeigen, wozu sie noch fähig sind. Ihre tiefen Lagen lassen unverkennbar den Klang der alten Orgel aufleben. Hinter dem Spieltisch, dessen Registerknöpfe sich in Nahaufnahme zeigen, befindet sich das zweite Manual, das für das schwellbare Oberwerk zuständig ist. Ganz weich klingt die achtfüßige Konzertflöte, ätherisch die Aeoline, lieblich die Flauto dolce Besonders interessant gerät die Vorführung des dritten Manuals mit seinen französischen Klangfarben wie Trompette harmonique, Viole de Gambe, Flute traversiere, Voix celeste Allein die Namen sind Musik für die Ohren. Abgrundtief kann das Pedal grummeln. Per Koppelzüge erzeugt es gewaltiges, nie gewalttätig wirkendes Klangvolumen. Es wird Jahre brauchen, um alle Klangfarben auszuprobieren. Peter Buske

Peter Buske

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })