Kultur: Kobolde auf dem Pfingstberg
Zum 15. Mal wurde am Sonnabend das Pfingstbergfest gefeiert
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Zum 15. Mal wurde am Sonnabend das Pfingstbergfest gefeiert Die grauen Wolken waren eine ernsthafte Bedrohung für das bereits zum 15. Mal stattfindende Pfingstbergfest am Sonnabend. Die berechtigte Hoffnung, dass sich die Regenfluten am frühen Nachmittag erschöpfen würde, ließ dennoch einige Familien den Pfingstberg erklimmen. Im Karree vor dem Eingang des Belvederes, eingegrenzt von den Laubengängen, versprach eine große Bühne professionelle Unterhaltung für den ganzen Tag. Aus logistischen Gründen musste das Fest auf den Vorplatz des wohl schönsten Aussichtspunktes der Stadt beschränkt bleiben. Die Reduzierung auf nur eine Bühne machte aus dem Volks- ein Familienfest, was sowohl der Witterung wie auch dem Zulauf entsprach. Den musikalischen Auftakt gaben Querx aus Berlin, die mit Akkordeon, Geige und Kontrabass Folkmusik mit Vorliebe für französische Wurzeln spielten. Obwohl die Musik ganz und gar nicht altbacken klang, ließen sich die Besucher nicht zum Tanzen anregen, sondern genossen die ab und zu blinzelnde Sonne bei leckerem Kuchen und Kaffee. Angesichts der Backkünste der Mitglieder des Pfingstberg-Fördervereins, die seit 1989 jedes frühsommerliche Pfingstbergfest bereichern, ist die Bewegungsunlust der Gäste zu verzeihen. Die Musiker von Querx arrangierten sich mit den Ambitionen des Publikums und verlegten sich darauf, die kompositorischen Raffinements der von ihnen gespielten Stücke zu erläutern. Sie verrieten auch den Ursprung ihres Bandnamens: Querx sind Schabernack treibende Kobolde, die als die Musikanten des Wurzelvolkes gelten. Kaum größer als Kobolde waren auch viele der Gäste des Festes, so dass es sich als sehr umsichtig von den Organisatoren erwies, ein vielfältiges Kinderprogramm zu bieten. Die Kleinen konnten nicht nur über die Wiese toben, sondern sich auch in ihre eigenen Kunstwerke vertiefen, die sie mittels Pinsel und großer Farbenauswahl erstellten. Natürlich war auch das Kuchenbufett mit bunten Smartieecken auf die kleinsten Besucher eingestellt. Im Verlaufe des Nachmittags verwandelten sich immer mehr Kobolde in freche Ratten, denn ohne Unterlass wurden im Laubengang Masken gebastelt, die die Kinder ganz stolz dann nicht mehr absetzen wollten. Kurz bevor der Heimweg für die Familien anstand, animierte das Musiktheater Pampelmuse die vielen „Ratten“ zum Mitspielen im Stück „Der Rattenfänger vom Pfingstberg“, was sie mit Enthusiasmus taten. Während die Kleinen noch mit Basteln und Malen beschäftigt waren, hatten die Großen Gelegenheit dem a capella Gesang von colla voce zu lauschen. Das Potsdamer Männerquartett überzeugte durch seine gut ausgebildeten Stimmen und die bunte Liedauswahl. Die im Anschluss auftretenden Kessen Lolas ließen eine fundierte Gesangsausbildung schmerzlich vermissen, doch konnte, wer wollte, sich auch auf anderes, wie auf den Genuss vereinzelter Sonnenstrahlen bei Fassbrause im Bierglas konzentrieren. In den Abendstunden wurde der Rasen vor der Bühne von überwiegend koboldlosen Erwachsenen und Fast-Erwachsenen bevölkert. Die Band Reel Feelings würzte irische Melodien improvisatorisch unter anderem mit Anleihen bei AC/DC. Auch das abendliche Publikum wollte lieber Ess- mit Hörgenüssen miteinander vereinbaren und ließ es sich bei Wein und frisch geschmierten Weißbrotschnitten gut gehen. Erst als sich die Sonne mit der Dämmerung ganz zurückzuziehen begann, wagten sich einige vereinzelte Gäste auf die Tanzfläche. Lene Zade
Lene Zade
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