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Kultur: „Königskinder“

Gedenkveranstaltung für den verstorbenen Regisseur Frank Beyer im Filmmuseum

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Annekathrin Bürger, Armin Mueller-Stahl und Ulrich Thein gehörten jahrelang zu den Protagonisten des DEFA-Films. Die Regisseure versicherten sich gern ihrer Mitwirkung. Auch Frank Beyer. Für den 1961 entstandenen Film „Königskinder“ hat er die drei Schauspieler verpflichtet, Darsteller, die mit verhaltener und doch geballter Energie die Handlung tragen, die von der unerfüllten Liebe junger Menschen im nationalsozialistischen Deutschland erzählt.

Dieser berührende Film ist 44 Jahre nach seiner Uraufführung noch von großer Eindringlichkeit. Ihn konnte man am Mittwoch im Filmmuseum Potsdam wieder begegnen. „Königskinder“ wurde zum Gedenken an Frank Beyer gezeigt, der am 1. Oktober dieses Jahres verstarb.

Viele Freunde und Mitstreiter des bedeutenden Regisseurs, auch seine Witwe Karin Kiwus, waren zu diesem Gedenkabend gekommen, der von Museumschefin Bärbel Dalichow und ihrer Mitarbeiterin, der Filmwissenschaftlerin Elke Schieber, mit sehr einfühlsamen Worten eingeleitet wurde. Das Filmmuseum bewahrt in seiner Sammlung einen umfassenden schriftlichen Nachlass Frank Beyers zu seinem Filmwerk auf, das von den genauen Recherchen zu den künstlerischen Arbeiten berichtet. Besonders die Tagebücher, so Elke Schieber, atmen eine große Unmittelbarkeit. Die rund 150 Archivkartons sind für die Forschung stets von höchstem Interesse , so Elke Schieber.

Annekathrin Bürger spielt in „Königskinder“ die Magdalena. Sie tritt in die politischen Fußstapfen ihres kommunistischen Liebhabers Michael. Doch auch wie in dem bekannten Lied von den beiden Königskindern beklagt wird, kann sie nicht mit ihm zusammen kommen. Die politischen Zustände lassen es nicht zu. Die Schauspielerin sollte an diesem Abend von ihren Arbeitserfahrungen mit Frank Beyer erzählen. Es war leider wenig, was sie zu sagen hatte. Sie entschuldigte sich mit dem Hinweis, dass 44 Jahre ins Land gegangen sind und manches aus dem Gedächtnis entschwunden ist. „Es wurde fast immer nur nachts gedreht. Die Nächte waren kalt“, erinnert sich die Schauspielerin, die damals noch im Theater in Senftenberg spielte. Noch vor dem Mauerbau habe sie sich deswegen in Westberlin einen US-Soldatenmantel besorgt. „Während der Dreharbeiten habe ich mich damit gut wärmen können. Aber die sowjetischen Schauspieler, die mitwirkten, fragten mich, warum ich einen Mantel des Klassenfeindes trage. Da habe ich, damit ich nicht unangenehm auffalle, mir einen Sowjetstern an das Kleidungsstück geheftet.“

Zwei Darsteller für die Rollen sowjetischer Soldaten fand Beyer übrigens im Theaterensemble der Roten Armee in Potsdam, das im ehemaligen Haus der Offiziere beheimatet war. „Königskinder“ wurde ein bewegender Film, auch durch die hervorragende Kameraführung von Günter Marczinkowski. Durch seine dichte und expressionistische Erzählweise überzeugt er. Annekathrin Bürger hatte jedenfalls daran einen großen Anteil. In der kleinen, aber entscheidenden Rolle der Denunziantin Ursula ist Gertraud Kreißig zu sehen, die später am Hans Otto Theater zu einer wichtigen Protagonistin wurde. Klaus Büstrin

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