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Kultur: „Kontraste“

Literaturwettbewerb des Helmholtz-Gymnasiums

Stand:

Was dieser Tage in der Aula des Helmholtz-Gymnasiums geschah, darf man getrost einen Festakt im Stil junger Leute nennen. Zum sechsten Mal wurde ein richtiger Literaturwettbewerb ausgeschrieben, auch für jene, die sonst nicht an der literarischen Arbeitsgemeinschaft teilnehmen. Dutzende Schüler und Gymnasiasten beteiligten sich mit Prosa und Lyrik, Hörspiel, aber auch mit wissenschaftlichen oder philosophischen Texten, daran. Letztere aber fielen aus der Wertung heraus, denn ein aus Potsdamern und Berlinern gemischtes Juroren-Team achtete besonders, was eine Geschichte erzählte, die Sinne bediente – auf die Ästhetik des Literarischen also.

„Kontraste“ sollten beschrieben werden, zwischen Jung und Alt, Schwarz und Weiß, Liebe und Hass, Phantasie und Wirklichkeit, und immer sollten es unvergleichliche Würfe sein, „die ihresgleichen suchen“. Die Jury selbst kam zwar (leider ohne Mikro) zu Wort, aber die Gymnasiasten Catharina Lutze und Christian Bode behielten es sich vor, die ausgelobten drei Preise für die jeweilige Altersgruppe selbst zu verkünden – per überreichtem Umschlag und mit Tusch! Klaus Büstrin hatte sich bereit erklärt, die prämierten Texte der Preisträger zu lesen. Voll war die Aula besetzt, nach zwei Stunden Programm wartete im Eingangsbereich ein gigantisches Buffet auf die hungrige Schar.

Von den mehr als fünfzig eingereichten Beiträgen setzten nicht wenige die Bewerter in helles Erstaunen, einerseits ob gewisser Probleme bei der Grammatik oder der schönen neuen Rechtschreibung. Mehr natürlich durch das, was da wie mitgeteilt wird. Tom Neumann etwa, Preisträger der 5. und 6. Klassenstufe, fragt in seinen Gedichten auf originelle Weise nach dem kribbelnden, angeborenen, haarigen „oder ganz kahlem“ Gefühl der allerersten Liebe, was auch dem Publikum offensichtlich gefiel, wie es aus dem Beifallsrauschen unterm Tonnengewölbe zu entnehmen war. Für die folgenden beiden Klassen bekam Lil Oggesen die wertvolle, von vielen guten Namen gesponsorte Trophäe. Es ging um den Prosa-Text „Geschichte ohne Namen“, worin eine scheinbar folgenlose Begegnung zwischen einem Mann und einer dunkelhäutigen Flüchtlingsfrau in einem sehr gut dargestellten Raum beschrieben wird.

In den 9. und 10. Klassen hatten die Juroren etwas Mühe, zwischen einem 600-Seiten-Roman, einem Hörspiel und diversen Prosa-Genres auszuwählen. Vom „großen Buch“ hätte man gern etwas mehr erfahren, doch sei“s, Tim Fahrendorff und Julia Müller teilten sich den Hauptpreis für die historische Erzählung von der bronzenen Gürtelschnalle, welche ganz dicht in Potsdam angesiedelt ist und spannend und sehr geschlossen komponiert wurde.

Zwischendurch stellten Gymnasiasten ihre kulturellen Extras zur Schau, Anne Zander (Klavier) und Ulrike Schneider im klassischen Gesang, ohne anzumelden, was da gesungen wurde, der alerte Pop-Chor mit US-Titeln, auch eine Hommage für Luis Armstrong per Saxophon war dabei. Die abschließende Tanznummer zweier Mädchen ging im allgemeinen Aufbruch ein wenig unter. Bleibt die Sparte der drei obersten Klassen: Mit weicher und harmonisierender Stimme las Klaus Büstrin „Caravera“ der Estin Alissa Gilmutdinowa. Ein sehr kurzer Wurf, worin zuerst – Hop! – das Herz schlägt, dann aber – Flop! – eben nicht mehr. Sehr hübsch.

Ein Sonderpreis ging an Anna Tabea Starke für die phantasievolle, leider nicht vorgetragene „Zauberhafte Begegnung“. Gerold Paul

Gerold Paul

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