FREITAGS: Kopflos
Heidi Jäger plädiert für Fairness in der Schiffbauergasse
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Schlag auf Schlag verändert sich das Gesicht der Schiffbauergasse. Das Theater fächelt schon seit zwei Jahren mit seinen roten „Wedeln“ einladend über die Havel hinüber. Auch die fabrik ist saniert und konnte zudem neue Studios beziehen. T-Werk, KunstRaum und Schinkelhalle sind ideale Orte, um im Kleinen wie im Großen der Kunst Genüge zu tun. Und als nächstes schlägt nun auch Fluxus zu: Schon jetzt „bombardiert“ es die Stadt mit bunten Einladungskarten zur Eröffnung seines „Stalls“, wo man nun nicht mehr auf Pferden, sondern auf Antikunst im Sinne des Dadaismus aufsatteln kann.
Einzig das Waschhaus fällt aus dem Reigen der frohgemuten Gewinner. Ihr langjähriger Kopf, Michael Wegener, wurde als Geschäftsführer suspendiert. Noch hat er sich nicht offiziell dazu geäußert, doch das Wort von Überbelastung macht die Runde. Wann immer man ihn in den vergangenen Monaten traf, wetterte er gegen das Schneckentempo der Sanierung der „Russenhalle“. Ein Veranstaltungsort, der sich für seinen größtenteils selbst tragenden Verein als unentbehrlich erwies. Konnte er vor lauter „Fremdarbeit“ am Bau sich nicht mehr ausreichend um die eigenen Geschäfte kümmern?
Wie dem auch sei, es wäre ein schlechtes Zeichen, wenn gerade die Pioniere der Schiffbauergasse, die einst das Schmuddelkind liebevoll in die Arme schlossen, jetzt auf der Zielgeraden auf der Strecke bleiben. Ihrem Engagement als „Mangelverwalter“ – bei schmaler Börse in größter Selbstausbeutung kulturvoll aufzutrumpften – ist es schließlich zu verdanken, dass sich das Veranstaltungmekka am Wasser überhaupt erst Gehör verschaffte und sich die Schiffbauergasse zum neuen Potsdamer Markenzeichen mauserte. Die Stadt sollte genau hinschauen und zurückzahlen, was andere uneigennützig vorstreckten.
Heidi Jäger
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