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Kultur: Kostüme für „Le Carrousel“ Ein Besuch in
„Kattner’s Atelier“
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Feiere feste und sorge dafür, dass alle Welt darüber redet. Nach dieser Devise handelte Friedrich II. auch anno 1750, als er zum höfischen Reiterspektakel „Carrousel de Berlin“ in den Lustgarten einlud. Über 200 Mitwirkende zeigten sowohl ein imposantes Rossballett als auch sich in kostbaren, farbenfrohen Gewändern aus erlesenen Stoffen, verziert mit Edelsteinen, Federn, Pelzen, Gold und Silber. Etwas bescheidener fällt dagegen die Rekonstruktion des Spektakels aus, das als „Carrousel de Sanssouci“ vom 19. bis 22. Juli von den Höfischen Festspielen Potsdam in Zusammenarbeit mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg auf einem 20 mal 40 Meter großen Reitfeld auf der Mopke hinter dem Neuen Palais stattfindet.
Am gestrigen Montag nun konnten sich in „Kattner’s Atelier“ in Berlin-Schöneberg neugierig drängelnde Vertreter der schreibenden, fotografierenden und filmenden Zunft über den Fortgang der kostümschneiderischen Arbeiten informieren. Bereits Fertiggestelltes zog die Blicke magisch an. Beispielsweise das eher schlichte Kostüm für einen Stallmeister – hinter dem sich einst Reitergeneral von Ziethen verbarg –, oder die prächtige Verkleidung für Voltaire, damals Superstar des Spektakulums. Er wird wie einst einen roten Frack aus Samt mit Reitfalten, Ärmelaufschlägen tragen, der mit goldfarbenen Fäden und Strass-Steinen handbestickt ist. Allein für diese Stickarbeiten hat Niels Badenhop, Zuschneidemeister und Spezialist für historische Gewandungen, 120 Stunden lang Nadel, Faden und Fingerhut in filigranem Einsatz gehalten. Das Ergebnis ist wahrlich eine Augenweide.
Für die einzukleidenden Quadrillenführer, Läufer, Reiter und sonstiges darstellendes Personal – insgesamt 70 – wird allerdings weit weniger Aufwand betrieben, wenngleich die mit der Maschine aufgenähten Goldborten auf die Entfernung auch großen Eindruck machen. Ungefähr 300 Meter edelster Stoffe wie Brokat, Gobelin, Damast und Samt sowie gut 400 Meter unterschiedliche Borten und Fransen werden Chefausstatterin Manuela Motter und ihr Team vernähen. Und dabei immer akribisch genau am Original!
Die bereits fertigen Krinolinen-Roben für Prinzessin Amalie in rotbrauner, goldgesprenkelter Seide und Friedrichs Lieblingsschwester Wilhelmine von Bayreuth in silberfarbenem Brokat mit reichlichen Pailletten sind überzeugende Beispiele dafür. Doch auch an die Pferde wird gedacht. So werden für sie, darunter Lipizzaner, Knappstrupper, Frederiksborger und Weißgeborene 20 Pferdedecken historisch genau maßgeschneidert. Und wo ist beispielsweise der Schlitz anzubringen, damit der Reiter den Steigbügel durchstecken kann? Fragen über Fragen! Sie alle werden in „höchstmöglicher Authentizität“ gelöst, ist sich die Ausstattungschefin sicher. Doch solche Ambitionen nach größtmöglicher Authentizität haben ihren Preis.
So suchen die Höfischen Festspiele „nach finanziellen Unterstützern für jedes Kostüm, vom Pagen bis zum Prinzenkleid“, die der künstlerische Leiter Kaspar von Erfa nach Fridericus-Rex-Vorbild als Sponsoren gewinnen will. Vom Nähgarn-Paket für 25 Euro, dem Pagen-Paket für 100 Euro, dem Kavaliers-Paket für 1000 Euro über das Hofdamen-Paket für 1500 Euro bis zum Quadrillenführer-Paket für 2500 Euro dient jede Spende der Absicherung einer Produktion, die sich der Wiederbelebung barocker Festkultur, einem spektakulären Mix aus Reitkultur, Tanz, Musik, Sprache und Artistik, verschrieben hat. Peter Buske
www.hoefische-festspiele.de
Peter Buske
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