Kultur: Krankengarten für Orangen
Im Vorfeld von „Preußisch Grün“ denkmalpflegerische Arbeiten in Glienicke
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Im Vorfeld von „Preußisch Grün“ denkmalpflegerische Arbeiten in Glienicke Am Samstag wird in Schloss Glienicke „Preußisch Grün“ eröffnet, die diesjährige Hauptausstellung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Ihre Vorbereitung war mit wichtigen denkmalpflegerischen Arbeiten im Park und an den Gebäuden verbunden, die der Rückführung auf die ab 1824 durch Prinz Carl von Preußen eingeleitete Gestaltung dienen. Daran waren mit Lenné, Schinkel und Persius führende Gartenkünstler und Architekten beteiligt. Im Park wurde die Löwenfontäne komplettiert, von der eine Skulptur 2002 durch einen umstürzenden Baum zerschlagen worden war. Mit Spendenhilfe begonnen hat die Restaurierung des Aussichtbauwerks „Große Neugierde“. Zwischen Greifentor und Schlossportikus wurde die ursprüngliche Wegeführung der Hauptzufahrt originalgerecht wiederhergestellt. Sie war in den 50er Jahren begradigt, aufgeschüttet und grob gepflastert worden. Wie der stellvertretende Gartendirektor der Stiftung, Jörg Wacker, erläuterte, hat sie ihren S-förmigen Verlauf zurückerhalten. Mit Rücksicht auf die Transporte zur Gaststätte „Remise“ wurde für die Pflasterung tragfähiger schlesischer Granitstein gewählt, in den der für die Parkwege typische bräunlichgelbe Promenadengrant eingefegt wird. Die Arbeiten werden im Herbst bis zu den Treibhäusern nordöstlich des Schlosses weitergeführt. An der Orangerie wird der historische „Krankengarten“ für Kübelgewächse, der ab den 50er Jahren als Tennisplatz genutzt worden war, wiederhergestellt und umpflanzt. Für „Preußisch Grün“ wurde der Kavalierflügel des Schlosses als Hauptausstellungsraum und für einen Museumsshop hergerichtet. Dabei wurde der Pferdestall im Erdgeschoss durch Entfernung der Nachkriegseinbauten und die Öffnung der zugemauerten Fenster zum Remisenhof wieder erlebbar gemacht. Freigelegt sind inzwischen die so genannten „preußischen Kappen“ des Deckengewölbes, die Backsteinfußböden und die Säulen aus Zinkguss. Gegenüber PNN bedauerte Stiftungs-Baudirektor Dr. Alfons Schmidt, dass die Gästezimmer im Obergeschoss, die dem 1796 errichteten Kavalierflügel den Namen gaben, aus finanziellen Gründen bisher nicht auf den Originalzustand zurückgeführt werden konnten. Die unvergleichliche Schönheit und der hohe Denkmalwert des Ensembles Glienicke war nach dem Krieg vom (West-)Berliner Senat verkannt worden. Er ließ hier in den 50er Jahren ein Hotel einrichten. Diese Nutzung war mit zahlreichen entstellenden Eingriffen in die Gebäude und den Park verbunden. Erst 1977 wurde Glienicke der (West-)Berliner Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten unterstellt. Auf einem langen und komplizierten Weg erhielt es seine ursprüngliche Gestalt zurück und wurde 1990 in die Weltkulturerbeliste aufgenommen. Dafür hatte sich Prof. Dr. Michael Seiler schon lange vor dem Mauerfall und seiner Berufung zum Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten eingesetzt. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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