
© Manfred Thomas
Von Undine Zimmer: Kultur im Stall
Simone Uth und Manto Sillack wollen die hohe Kunst der Kleinkunst in ihren „KulturStall“ holen
Stand:
Lange wusste man nicht, was mit dem Viertel rund um die Alte Brauerei in Babelsberg passieren sollte. Aufwendig sanieren oder komplett abreißen? Nun stehen dort neu aufgezogene kleine Einfamilienhäuser. Einige sehen aus wie Neubauten, andere haben sich an den Materialien und Grundrissen der wenigen übrig gebliebenen denkmalgeschützten Grundmauern orientiert. In einem der Häuser wohnen seit einem Jahr der Kameramann Manto Sillack und Online Marketing Fachfrau Simone Uth mit ihren beiden Kindern. Sie haben nicht nur eines der Weberhäuser aufgebaut, sondern auch einen der alten Ställe gemietet, die nur eine Ecke weiter stehengeblieben sind, um sich dort einen Traum zu erfüllen.
Nach einem Jahr harter Arbeit, meistens nach Feierabend wenn die Kinder schon schliefen, ist nun ihr „KulturStall“ mit dem Ende des vergangenen Jahres fertig geworden. Er ist Bühne, Atelier, Konzertsaal, Bar und Festsaal zugleich. Kultur als Hobby, das auch mal etwas kosten darf sowohl Zeit als auch die monatliche Miete des Stalls. Zwei Veranstaltungen haben Manto Sillack und Simone Uth schon erfolgreich hinter sich gebracht. Eigentlich vier, wenn man den spontanen Nachbarschaftströdelmarkt und die Klassenweihnachtsfeier von Sillacks Sohn mitrechnet. Mit ihren ersten beiden „richtigen“ Veranstaltungen waren sie zufrieden. Trotzdem wollen sie noch viel verbessern. Die Werbung zum Beispiel. Obwohl sie in allen Veranstaltungskalendern inseriert hatten, kamen die meisten Besucher durch Mundpropaganda. Aber alle waren zufrieden: Unter dem Motto „Goldmund-Variationen“ waren drei professionelle Sängerinnen zu Gast und auch der Erzählabend, begleitet von einer Musikschülerin an der Harfe, war für den Anfang ein Erfolg. Deshalb ist auch in Zukunft eine Kooperation mit einer Musikschule angedacht. Die Schüler begleiten Veranstaltungen und dürfen den Stall für Konzerte nutzen. Auch die Zusammenarbeit mit einem Buchladen würde Simone Uth gefallen. Alles was sie mit ihrem Stall anstellen, trägt sie auf ihrem Blog ein, den man von der Website des KulturStalls aus lesen kann.
Für die Wintermonate sind jedoch alle Veranstaltungspläne erstmal buchstäblich auf Eis gelegt. Aber sobald das Frühjahr kommt, und man sich im Stall aufhalten kann ohne zu frieren, sind die beiden bereit wieder Einladungen zu verteilen.
Sobald es wärmer wird, wollen sie das Kasperfrühstück für Eltern und Kinder, das früher im Waldschloss stattfand, wiederbeleben. Früher waren sie selbst dort zu Gast. Bisher haben sie so viele Ideen und Vorschläge gesammelt, dass sie „locker das ganze Jahr mit Programm füllen könnten“, so Sillack. Aber alles und jeden lassen sie noch lange nicht in ihren Stall. „Nicht jeder, der unser Freund ist und was macht, wird hier auftreten. Wir wollen keine Enttäuschungen, auch nicht für die Kinderveranstaltungen“, sagt Sillack und Simone Uth fügt hinzu: „Wir gucken uns die Leute immer gut an. Das kostet zwar auch viel Zeit, aber was wir zeigen, das soll uns auch gefallen.“ Allerdings soll der „KulturStall“ vorerst ein Hobby bleiben. Mit zwei bis drei Veranstaltungen pro Monat sind sie gut ausgelastet. Auch mit den Nachbarn möchten die beiden es sich nicht verscherzen. Bisher sind keine Beschwerden eingegangen. Das soll auch so bleiben. Daher werden Punkkonzerte wohl eher nicht im Stall Einzug finden.
Betritt man das alte längliche Backsteingemäuer, dessen Ende mit schwarzen Vorhängen und Theaterboden als Bühne abgegrenzt ist, möchte man am liebsten an einem der alten Holztische, sie standen einmal in einer Kneipe in Koswig bei Dresden, sitzen bleiben und den Geschichten der gelebten Gegenstände lauschen. Die alte Kirchenbank aus der Kreuzkirche in Dresden ausprobieren, auf der Sillacks Vater früher gesessen und den Chorkonzerten seines Sohns zugehört hat. Eine alte Puppenküche, die richtig beheizt werden kann, steht auch noch irgendwo. Neben der alten Holzvitrine, mit den ausgedienten Kameras von Sillacks Großvater und runden goldenen Filmdosen, posieren die beiden Hobby-Kulturveranstalter für den Fotografen. Sillack hat eine Fotolampe angeschaltet und gibt Instruktionen, wie der den Blitz am besten auszurichten sei. Simone Uth lässt sich gelassen auf einer Stuhllehne positionieren. Wenn es nur nicht so kalt wäre im dem Stall. Einen Sponsor für die Heizkosten könnten sie noch gebrauchen. Selbst das alte Schaukelpferd, das mit echtem Rosshaar ausgestattet ist, scheint sich bei den Temperaturen in einer Ecke zu verstecken.
Mehr zum KulturStall und Fotokursen unter: www.kulturstall-potsdam.de
, ine Zimmer
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