Kultur: Kunst im Quadrat mit Spielappeal
Ellinor Euler und Ilsa Winckler in der Galerie „M“
Stand:
Es ist, als wäre ein kräftiger Windstoß durch die Galerie M gefegt. Weiße Wände und ganz viel Platz sorgen in den sonst überwiegend dicht gehängten Ausstellungen des Brandenburgischen Verbands Bildender Künstlerinnen und Künstler (BVBK) für ein ganz neues Raumgefühl, das ihr gut zu Gesicht steht.
Unter dem etwas sperrigen Titel „R (30 cm)² oder die bildnerische Darstellung eines Dialogs“ präsentieren Ellinor Euler und Ilse Winckler eine Ausstellung, der ein gemeinsam entwickeltes Konzept zu Grunde liegt. Die Idee einer in Kooperation entstehenden Arbeit, in der sich beide künstlerische Handschriften auf gleicher Augenhöhe begegnen und zu etwas ganz Neuem verbinden, hatte die vereinsinterne Jury für diese erste Konzept- ausstellung 2008 überzeugt.
Ellinor Euler und Ilse Winckler haben eine 5,10 Meter mal 3,10 Meter große Wand der Galerie M in ein aus 170 gleich großen Quadraten bestehendes Raster unterteilt. Aus rotem Faden und mit Hilfe von feinen Nägeln haben sie ein Koordinatensystem als zeitlich begrenzte Installation an die Wand gespannt. Das Format „30 cm²“ bestimmt das Maß eines jeden Quadrats und damit auch den Titel der Ausstellung. Die Malerin Ellinor Euler hat einen Teil der Quadrate mit rot-orange-lilafarbigen Kreisen gefüllt, die sich in verschiedenen Anordnungen überschneiden. Zu immer neuen Mustern fügen sich die Verflechtungen der Kreise zusammen, vergleichbar darin den Farbsplitterkonfigurationen in einem Kaleidoskop. Schwarz-Weiß-Arbeiten mit geometrischen Elementen in Tinte auf Papier, ebenfalls von Ellinor Euler, bilden zu ihren Farbkreismustern einen lebendigen Kontrast.
Musterungen ganz anderer Art ergeben sich in den Quadraten, die Ilse Winckler gestaltet hat. Die Malerin und Installationskünstlerin lässt sich seit einiger Zeit von ihrer Faszination für Schnitt- und Stickmuster leiten. Für ihre Installationsarbeit mit Ellinor Winckler hat sie vor allem ältere Schnittmuster ausgewählt, weil sie in der Kleinteiligkeit und Dichte ihrer graphischen Strukturen optisch viel interessanter als die heutigen Schnittbögen sind. Einige dieser Schnittmuster hat Ilse Winckler einfach so belassen, in andere hat sie durch den gezielten Einsatz geometrischer Formen und Muster auf reizvolle Weise eingewirkt.
Ihre Leidenschaft für Muster stellt für die beiden Frauen, die bei Ausstellungsprojekten des Künstlerinnenvereins „Endmoräne“ aufeinander aufmerksam wurden, so etwas wie eine künstlerische Schnittmenge dar. Folgerichtig haben sie während ihrer Arbeit an der Ausstellungskonzeption, ihrer gemeinsamen Vorliebe für Muster, geometrische Formen und graphische Strukturen mit spielerischer Lust gefrönt.
Um diese Lust noch ein wenig weiter zu treiben und nicht zuletzt auch mit anderen zu teilen, haben die Künstlerinnen in der Ausstellung einen Spieltisch aufgebaut. Auf ihm findet sich nicht nur das Raster der Wandinstallation, sondern auch jedes einzelne Quadrat in Gestalt einer Memorykarte wieder. So wie die beiden Frauen das Arrangement ihres Bilderpuzzles an der Wand „als Spiel genossen“, entpuppte sich auch die Bastelei der Miniaturbilder im Memorykartenformat als ein unterhaltsames Spiel. Die Besucher der Ausstellung können es nun den beiden Künstlerinnen gleich tun und die kleinen Quadrate am Spieltisch ganz nach ihrem Gusto in immer neuen Konstellationen auf dem Miniaturraster ausbreiten.
Kompliment für eine Konzeptkunst, die außer ihrer Originalität und ansprechenden Ästhetik auch noch eine im besten Sinne gesellige Komponente mit sich bringt.
Galerie M des BVBK, Hermann-Elflein-Str. 18 (Luisenforum) bis 8. Juni. Geöffnet: Mi-Fr von 11-17 Uhr sowie Sa/So von 11-18 Uhr.
Almut Andreae
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: