Kultur: Kurzweilig
The Kabeedies im Waschhaus
Stand:
Ob in der Kürze tatsächlich immer die Würze liegt? Die Frage blieb im Raum zurück, als die englische Band The Kabeedies am Mittwochabend nach nur 40 Minuten die Bühne des Waschhaussaals verlassen hatte und sich auch nicht noch einmal heraus bitten ließ. Welchen Lärm sollten die Gäste, deren Zahl ein Dutzend kaum übersteigt, noch machen, um sich eine Zugabe einzufordern? Dabei hatten die Mädels vorn in der ersten Reihe ordentlich Stimmung gemacht, getanzt und geklatscht für gefühlte dreifache Gästezahl. Sängerin Katie konnten sie damit nicht überzeugen. Während der Songs das reinste Energiebündel, war sie in den Liedpausen wie ausgewechselt, verzog kaum die Miene zu einem Lächeln und verstieg sich irgendwann sogar, mit dem Finger die Anwesenden im Saal nachzuzählen.
Da waren Evan an der Gitarre und Roary am Bass wesentlich besser gelaunt. Die beiden Jungs übernahmen den Entertaining-Teil, führten die Songs ein, witzelten über deren Entstehung und versuchten damit, die vorrübergehende Stille im Saal ein wenig auszufüllen.
Dieses Selbstbewußtsein ist ihnen auch unbedingt zu gönnen, hatte die Band sich doch bereits 2006 gegründet, als deren Mitglieder noch zur Schule gingen. Jetzt, vier Jahre später, haben die Zwanzigjährigen, die zu ihren Einflüssen unter anderem die Ramones, Chuck Berry oder Buddy Holly zählen, sich musikalisch gefestigt. Und das bestätigten sie an diesem Abend in Potsdam.
Ihre von Ska und Indie beeinflusste Musik ist schnell, frisch und gutgelaunt. Katies Stimme hat diese besondere Note – ein wenig tief, ab und an etwas rauchig und vor allem kraftvoll. Überhaupt ist das zierliche, rotgelockte Mädchen kaum zu bremsen. Barfuß springt sie über die Bühne und wirft das Haar zu „Little Brains“ oder „Jitterbourg“. Nur wirken die immer gleichen Bewegungen, die nach einer Weile des Zusehens ein wenig an ein Sportprogramm erinnern, fast ein wenig einstudiert. Auch dem Charakter der Musik fehlt vielleicht noch etwas Abwechslung. Es kommt vor, das die Gitarrenläufe der Songs sich stark ähneln. Das kann Spaß machen, weil die Musik ganz unbestritten Spaß macht. Aber es zeigt auch, dass hier eine Band steht, die erst am Anfang ihrer Karriere steht, die noch probieren und ihre Energien voll entfalten kann.
Und vielleicht kommt mit dem Alter ebenfalls die Professionalität, die es braucht, um auch einem leeren Saal gewachsen zu sein, denn die wenigen, die tatsächlich das volle Eintrittsgeld gezahlt haben, denen sollte man doch eine angemessene Show liefern. Andrea Schneider
Andrea Schneider
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