Kultur: Kuschelstunden
Balladeske 4. Runde im Saturday Fight Club
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Balladeske 4. Runde im Saturday Fight Club Das Publikum hatte es wahrlich schwer am vergangenen Samstagabend im Waldschloß. Saturday Fight Club - der Name des Bandwettbewerbs lässt doch vermuten, dass es ordentlich zur Sache gehen werde. Diesmal aber, in der vierten und letzten Vorrunde, tat es das selten. Jede der drei Bands verstand es meisterhaft sein Publikum immer dann mit Balladen einzulullen, wenn dieses gerade seine Scheu abgelegt hatte und zaghaft versuchte im ansonsten flotten Takt mitzuwippen. Eine rockige Nummer mehr und die Menge hätte losgelegt. Doch stattdessen ging immer dann ein leichtes Stöhnen durch die zeitweise 150-köpfige Besucherschar, wenn alle drei Lieder angekündigt wurde: „So, jetzt wird es wieder etwas ruhiger!“ Die Potsdamer „MePrivate“ konnten sich nach Publikumswahl gegen die beiden Trios „Freilicht“ aus Nauen und „Awera“ durchsetzen. Damit hatten sie einen Startplatz beim „Saturday Fight Club“-Finale am 17. September im Lindenpark ergattert. Gewinnen sie auch dort, so stehen sie gegen Ende des Jahres im brandenburgischen Landesfinale des „Local Heroes“-Bandwettbewerbes. Freilicht, die als erste Band des Abends antraten, „musizieren erst seit knapp einem halben Jahr zusammen“, verkündete Sänger und Gitarrist Jacob. Seine Band spielte eine gefällige Mischung aus Pop und Rock mit Riffs, die man schon überall gehört hat. Lieber auf die Bühne, als im Proberaum zu versauern, schien da die Devise, da doch manche Songs noch unausgereift klangen. Natürlich kann man als dreiköpfige Band nicht immer die Rockmusik revolutionieren, jedoch sollten Freilicht noch an einer eigenen Note arbeiten. Entfernt erinnern sie vielleicht noch an „Cockring“, einer anderen Potsdamer Band. Die deutschen Texte waren oft zu genuschelt und melancholisch, um richtig Stimmung zu verbreiten. Rumpeln und schleppend ging es in einem mittelschnellen Tempo durch viele Lieder. Als nach einer halben Stunde auf einmal doch für einen Moment der Punk regiert, offenbarte Schlagzeuger Philip ein paar Schwächen im Timing. Im Gegensatz zu Freilicht spielte die dreiköpfige Formation „Awera“ eine amerikanischere Form des Rock-Grunge. Ihre Liebeserklärung an Seatle, der Geburtsstadt jener Musikrichtung, die Nirvana und Pearl Jam berühmt machten, war deutlich spürbar. Mit erdiger Stimme, manchmal brüllend und kreischend, trug Sänger Jonas seine englischen Texte vor. Wie auch bei der Band zuvor passierte nicht viel auf der Bühne, sodass der Funke nicht so recht aufs Publikum überspringen wollte. Awera schien komplexe Songstrukturen mit Tempowechseln, vielen Stops und Breaks zu lieben. Einige Liedpassagen waren richtig druckvoll, andere fühlten sich aber einfach nur nachlässig dahingeschnoddert an. Zum Abschluss durfte Jonas allein auf der Bühne eine Ballade zupfen. Ein frischverliebtes Paar verbiss sich bei dieser Gelegenheit wieder hingebungsvoll neben dem Mischpult ineinander. Experimentierfreudiger als die beiden Trios lag der Fünfer „MePrivate“ um Gitarrist Daniel Wagner und Sängerin Sabine Krause am Ende in der Gunst des Publikums. Das Lied „Happy“, das im April in der „Popagenten Demoecke“ auf Radio Fritz gewann, offenbarte sich dem Publikum als eine kleine Ohrwurmperle. Ihr stärkster Song aber war „1979“, eine ordentlich rockende, fast punkige Nummer, bei der die sonst souverän im Mitteltempo groovende Band auch mal alle Fesseln abstreifte und bedingungslos drauflos knüppelte. Mit ihrer zarten Stimme war Sabine solchen, leider spärlichen Momenten selten gewachsen. Zu lieb wirkte sie zwischen noisigen Gitarren und einem auf der Bühne herumtigernden Bassisten. Ihre glasklare Popstimme fühlte sich in ruhigen und gefühlvollen Liedern wohler. Die Band tat ihr den Gefallen und schraubte das Gesamttempo oftmals runter. Einem Teil des Publikums gefiel das nicht, andere aber skandieren nach Zugaben, als die letzte Ballade des Abends von Sabine fertig gesäuselt war. Um den Sprung in das Landesfinale zu schaffen, sollten sie mit ihrem Potenzial dennoch „eine gute Schippe drauflegen“ um erfolgreich zu sein.
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