Kultur: Laien und Profis auf der Bühne
Kammerakademie lud zu besonderem Konzert ein
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Kammerakademie lud zu besonderem Konzert ein Vor zwei Jahren lud die Kammerakademie Potsdam erstmals Laienmusiker zum gemeinsamen Musizieren ein. Dieses freundschaftliche Angebot wurde stets von rund 50 Musikern wahrgenommen. Das solchermaßen entstandene Sinfonieorchester könnte mit seinen spätromantischen Klängen auch Säle vom Ausmaß der Philharmonie problemlos ausfüllen. Auch das „Proben-mit-Profis“-Konzert dieser Saison führte Laienmusiker aller Altersklassen mit den Musikern der Kammerakademie im Nikolaisaal zusammen. Das Ergebnis des gemeinsamen Probenwochenendes überraschte und überzeugte. Unter der Leitung des jungen und erfolgreichen Dirigenten André de Ridder blühten musikalische Tugenden wie Aufeinandereingehen, gemeinschaftliches Einstimmen und Abstimmen auf. Die sympathische Atmosphäre übertrug sich auch auf die Zuhörer. Dem Makrokosmos der großen Sinfonie stand zuerst der Mikrokosmos der kleineren Form gegenüber. Die Kammerakademie allein spielte Beethovens Sinfonie Nr. 8 in der Originalbesetzung der Uraufführung mit sechs ersten und zweiten Geigen und erweitert um ein beträchtliches Bläserarsenal. Beethovens vorletzte Symphonie ist ein kurzes, klassizistisches Werk, fast ein Intermezzo, scheinbar ohne bekenntnishafte Ansprüche, mit äußerst knappen Motiven und scharfen Rhythmen. Die Kammerakademie springt ohne Umschweife hinein, nimmt das „con brio“ des ersten Satzes sehr direkt, besonders bei den Bläsern. Springlebendig hüpfen die Holzbläser durch das transparente Allegretto scherzando. Der dritte Satz hätte etwas mehr Feinarbeit vertragen können, klingt teilweise recht plakativ, gelegentlich sogar harsch. Dabei fehlt es nicht rhythmischen Akzentuierungen, mehr an der tonalen Gestaltung. Schön deutlich herausgearbeitet wird die Coda des letzten Satzes mit ihren irisierenden Spiegelungen und Echos – ein Bravourstück par excellence. In selten gespielte spanische Hörwelten führt das erweiterte Orchester mit Ausschnitten aus Manuel de Fallas Ballett „Der Dreispitz“. Seine gefeierte Uraufführung erlebte "Der Dreispitz" mit den Balletts Russes 1919 in London. De Falla schuf dafür eine Reihe von spanischen Tänzen in impressionistisch sublimierter Gestalt. Fandango und Farruca der Zigeuner sowie dörfliche Seguidillas ziehen die Zuhörer in ihren Bann, kleine musikalische Motive leuchten wie Sternschnuppen auf, energische Klangmassen kontrastieren mit duftigen, dunklen Streicherwellen. Zum ersten Satz aus Dvoraks 6. Sinfonie erweitert sich das ohnehin große Orchester um eine Blechbläsersektion. Musikalische Opulenz prägt dieses Stück und wirkt wie eine Beschwörung der gesamten klassisch-romantischen Musiktradition. Zum Abschied setzten die Musiker die subtil kombinierten Klänge farbig, furios und brilliant in Szene. Unter der Leitung von André de Ridder erlebten Musiker und Zuhörer ein gelungenes „Proben-mit-Profis“-Konzert. Damit hat sich diese liebenswerte Einrichtung, die zum Renommee der Kulturstadt Potsdam auf sehr persönliche Weise beiträgt, wohl endgültig etabliert. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
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