
© André Böhm
Kultur: Land inmitten des Meeres
Der Fotograf André Böhm hat Indonesien besucht und eindrucksvolle Fotografien von seiner Reise mitgebracht
Stand:
Zwei einsame Fischer im weiten Meer bei Bali an einem diesigen Vormittag. Ein kurzer Blick auf diese Szenerie und man fühlt sich sofort so, als wäre man dort, im Bild, im Meer, im Moment. Dann ist da die Straßenhändlerin in Yogjakarta, die ihr vollbeladenes Fahrrad auf der Straße entlangschiebt. Ein kurzer Blick auf diese Szenerie und man fühlt sich sofort so, als wäre man dort, im Bild, auf der Straße, im Moment.
„Tanah Lot – Land inmitten des Meeres“ ist der Titel der Fotoausstellung von André Böhm, alias Mønchsleben, die derzeit in den Galerieräumen des KunstWerks zu sehen ist. Und wer diese Ausstellung mit den Rund 70 Bildern des Potsdamers André Böhm verlässt, hat das Gefühl, er wäre für einige Momente selbst in Indonesien gewesen, auf Bali und Java. So eindrucksvoll und expressiv sind die visuellen und akustischen Eindrücke.
Einige Bilder wirken von weitem fast schon wie Gemälde. Auch wenn man genauer hinsieht: sie behalten ihre malerische Kraft, beeindrucken durch ihre überaus kräftige Farbgebung. Fast übernatürlich stark sind die Farben. Die Bilder mögen vielleicht im ersten Moment dem typischen Klischee eines idyllischen Katalogbildes gleichen, doch sie zeigen einfach nur die schönen Seiten Indonesiens, sind ein Bekenntnis für dieses Idyllische. Er habe da aber auch einen Bearbeitungstrick angewendet, erklärt André Böhm. Mit einer speziellen Technik wurden drei Bilder mit unterschiedlicher Belichtung hintereinander angefertigt und am Computer dann noch extra bearbeitet. Denn André Böhm möchte die Aufnahmen nicht pur zeigen. Er will versuchen, so viele der Emotionen, die er selbst beim Fotografieren erlebt hat, in seine Bilder einfließen zu lassen. Er möchte dem Besucher dieses Gefühl, diese Atmosphäre, diese Überwältigung ermöglichen, die er beim Drücken des Auslösers selbst verspürt hatte.
Über zwei Etagen erstreckt sich die Ausstellung mit ihren zwei Grundthemen, die das alltägliche Leben und die idyllische Landschaft Indonesiens abbilden. In der unteren Etage geht es passenderweise um die irdischen Dinge in Indonesien, die auch die hässliche Seite des Landes zeigen, den Alltag auf der Straße, die Arbeit, die Armut, den Verkehr in Großstädten. Durch die Nähe zu den Menschen, das Ungestellte seiner Bilder, die frontal die Geschichten und Gesichter der Personen zeigen, ermöglicht André Böhm einen einzigartigen Einblick in den Alltag der in Indonesien lebenden Menschen. In der ersten Etage scheint es dann fast so, als wäre man im Himmel angelangt. Die Bilder der indonesischen Landschaft wirken wie Fotografien aus einer anderen Welt – wie aus dem Paradies. Idylle und Ästhetik pur.
Die Fotografien aus „Tanah Lot – Land inmitten des Meeres“ hat André Böhm auch für eine DVD, die in der unteren Etage gezeigt wird, zusammengestellt. Unterlegt von indonesischer Garmelan-Popmusik sieht der Besucher neben den Fotografien auch Aufnahmen, ähnlich eines Dokumentarfilms, die das hektische Straßenleben zeigen. Aber auch Sequenzen von einer feststehenden Kamera, die einfach nur die Landschaft, den Wind, die Bäume aufnimmt, bieten dem Besucher die Möglichkeit in diese andere, spezielle Welt einzutauchen. Wellness-Film zum Träumen und abschweifen nennt Andre Böhm das. „Vielleicht ist meine Ausstellung ja auch eine Art therapeutische Ausstellung für gestresste Leute“, so Böhm.
Böhm, der Kamera an der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ studierte und schon an zahlreichen Filmen mitgewirkt hat, sagt, dass er für seine kreative Arbeit Ruhe und die Kraft der Stille braucht. Daher auch sein Künstlernamen Mønchsleben (gesprochen Mönchsleben). Und so wundert es nicht, dass auf seinen Bildern auch buddhistische und hinduistische Tempel zu sehen sind. Selbst für eine Zeit lang im Kloster zu leben, wäre für André Böhm auch eine interessante Herausforderung.
Landschaften die üppig erblühen, grüne, unendliche Weiten, paradiesische Meere und Wasserfälle, prunkvolle Bauten. Und im krassen Gegensatz dazu das schwierige Leben der Menschen dort. Kinder, die Geld verdienen müssen, Frauen die mit sorgenvollem Gesicht schwer schleppen, ein Slum-Kanal, der die endlose Aneinanderreihung von maroden Hütten durchquert. Spirituelles und Alltägliches liegen bei diesen Fotografien und diesem Fotografen nahe beieinander und zeigen dieses so gegensätzlich wirkende Land in allen Facetten.
Die Fotoausstellung „Tanah Lot - Land inmitten des Meeres“ im KunstWerk in der Hermann-Elflein-Straße 11 ist noch bis zum 29. April, mittwochs bis sonntags, von 15 bis 19 Uhr geöffnet
Anna-Maria Kunath
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