Kultur: Landschaftsbilder
Fontane und die Gartenkunst – Tagung in der Orangerie des Schlosses Glienicke
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Fontane und kein Ende. Die 1990 als „literarische Vereinigung“ gegründete Theodor Fontane Gesellschaft lud kürzlich zu ihrer dreitägigen Frühjahrstagung in das Schloss Glienicke ein. In Kooperation mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und dem GartenForum Glienicke ventilierte man diesmal das Thema „Landschaftsbilder – Fontane und die Gartenkunst“, wofür sich dieses apart grünende Anwesen mit Blick auf den Jungfernsee anbot.
Der Marstall war sehr stark frequentiert, internationale Beteiligung, denn das Thema galt ja als unerforscht, ein gar sehr weites Feld. Gartendirektor Michael Rohde, erläuterte den Sinn dieses Treffens: Was die Stiftung trotz eines „Pflegedefizits“ instandsetzt und bewahrt, was seit 1990 durch die Unesco „hoheitlich geschützt“ ist, vermittle als historisch gewachsene Kulturlandschaft nicht nur „kostbare Anschauungserlebnisse“, sondern zuerst einmal Werte. Moderne „Nutzungsansprüche“ stünden dem nicht unbedingt entgegen.
Die wissenschaftliche Tagung sollte allerdings helfen, beides einander anzunähern, weshalb auch die Tourismus-Marketing Brandenburg zugegen war. „Vermarktung“ ist für ihn zuerst Vermittlung solcher Werte, Geistiges also. Sigrid Thielking, Uni Hannover, sprach recht akademisch über „Pomona in Preußen – zwischen Taumel und Disziplin“. Flora und Pomona als Sinnbilder von Frühling und Herbsternte verdeutlichten ihren Ansatz, wobei die Hohenzollern eher preußisch grüne „Herbstnaturen“ gewesen seien, Pomonisten sozusagen. Reife Pflaumen, Malvisiertrauben, Trüffel, unter den Äpfeln meist Wintersorten, zierten ihre Ikonographie „programmatisch“.
Entsprechendes finde sich dann auch bei Fontane, etwa im Paretz-Kapitel der „Wanderungen“, oder in den Passagen über Freienwalde. Dann erklärte sie, wie er eine Landschaft aufnahm: Nicht vom schönsten Punkt aus, sondern als Doppelbild von Vorder-und Rückseite. So schildert er „mit erotisch aufgeladenem Schauen“ beides, einen Park mit Blick zu einem Schloss, das Schloss mit Ausblick auf den idyllischen Park. Die Rednerin erinnerte an seine Gemälde-Rezensionen. Man hörte dann von „Landschaftsanmutungen“ . Summe: Preußen ein „elysisches Gefilde Pomonas.
Bevor Adrian von Buttlar von derTechnische Universität Berlin sehr erheiternd die Berliner Kadettenjahren Prinz Wilhelms um 1850 wiedergab, welcher seine Eltern um „Fresspakete anbettelte“ und der Mutter die Leibwäsche zum Waschen schickte, hielt Michael Niedermeier einen spannenden Vortrag zur „Archäologie, Genealogie und Landschaftsgestaltung“.
Daraus ging hervor, wie sehr sich der alte Landadel nach dem Spruch „Wir waren vor den Hohenzollern da!“ selbst definierte. Im „Stechlin“ ist nachzulesen, dass man sich dabei auf urgermanische Wurzeln berief und slawischen Einfluss, auch bei den Namen, nur ungern gelten ließ – Vorboten einer späteren Zeit. „Selbstgefühl“ und Bodenhaftung waren eins.
Als Hardenberg die alte Ständeordnung kippen wollte, stimmte man gegen ihn – und schuf sich zwischen Mecklenburg und Oderland ostentativ Gärten, die Fontane beschrieb: Gemäß des damaligen Standes der Archäologie mit Hünengrab oder Findlingskreis, wohl eher „freiheitlich deutsch“ als „preußisch grün“. Gerold Paul
Gerold Paul
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