Kultur: Lau
Benefizkonzert mit dem Ensemble La Cavalletta
Stand:
Italienisches stand auf dem Programm, von „Frische“ war sogar die Rede. Aber muss bei einem lauen Lüftlein gleich von „Frische“ gesprochen werden?
Zum 5. Benefizkonzert hatten sechs Potsdamer Wohltätigkeitsvereine, darunter der Rotary- und der Lions Club Potsdam, am Donnerstag in die Friedenskirche geladen. Pro Eintrittskarte wurden 25 Euro gezahlt, das Geld soll dem Potsdamer Obdachlosenheim gespendet werden. Doch was musikalisch als Gegenleistung geboten wurde, konnte nur selten überzeugen. Mit „Alla Napolitana“ war das Programm des Ensembles La Cavalletta, das den Titel „Rheinsberger Hofkapelle 2007“ trägt, für den Abend überschrieben. Musik der „neapolitanischen Schule“ von Komponisten des, in diesem Sinne etwas weiter gefassten 17. Jahrhunderts. Fast schon amüsant, dass die fünf Musiker vor allem dann überzeugen konnten, wenn sie die deutschen und nicht die italienischen Komponisten spielten.
So waren Johann Joachim Quantz Triosonate in g-moll und Georg Philipp Telemanns Quadro, ebenfalls in g-moll, fast schon die einzigen Lichtblicke in diesem Programm. Da war Farbigkeit, gemessene Lebhaftigkeit und auch so etwas wie Frische zu hören und zu erleben. Die einleitende Sonate in C-dur von Alessandro Scarlatti blieb dagegen blass und unentschlossen. Nur in Ansätzen war zu erkennen, was mit dieser Musik ausgedrückt werden kann. Francesco Geminianis Sonate in d-moll für Cello und Basso Continuo im Anschluss dann stellenweise eine regelrechte Zumutung. Von einem Zusammenspiel von Julia Irmer am Barockcello und Arve Stavran am Cembalo konnte während der beiden Sätze kaum die Rede sein. Das ging so dahin, als müssten nur die Noten abgearbeitet werden und die Musik dann ganz von allein entstünde. Da wurde mit einer Beiläufigkeit musiziert, die schon fast an Nachlässigkeit grenzte. Ausdruck? Kaum eine Spur. Der oftmals auf Tänze basierende Charakter der Stücke? Nur selten zu erahnen.
Erst mit Carlo Gesualdos Galliarda gelang es den Musikern auch bei einem italienischen Komponisten wie eine Einheit zu klingen und mit dieser Musik Geschichten zu erzählen, Gefühle zu wecken. Doch da war das Konzert schon fast zu Ende. Trotzdem lauter Applaus und prachtvolle Blumensträuße für das Ensemble. Aber es muss gestattet sein, zu fragen, warum immer nach Rheinsberg schauen, wo jedes Jahr das Ensemble für das Benefizkonzert gestellt wird, wenn das Gute doch so nahe liegt. Da wäre die junge Potsdamer Barockviolinistin Claudio Mende, die erst kürzlich mit ihrem Trio den Biagio-Marini-Preis in Neuburg an der Donau gewann und Anfang Juli in der Französischen Kirche gezeigt hat, wie frisch Alte Musik klingen kann. Dirk Becker
Dirk Becker
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