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Laut, schnell, brachial: Die holländischen Hardcore-Headliner All For Nothing.

© promo

Soli-Konzert für das "Archiv": Laut, schnell, brachial

Nichts für Zartbesaitete: Am Freitagabend gab es ein Soli-Konzert im Spartacus - mit drei Hardcore-Bands, die es in sich hatten

Stand:

Es ist immer wieder beeindruckend, wie viel Energie im Hardcore steckt. Und wie viel Spaß: Beides kombiniert ist schon eine Garantie für ein gelungenes Konzert. Und wenn man dieses noch für einen guten Zweck - in dem Fall für die Unterstützung des frisch wiedereröffneten Kulturzentrums "Archiv" - veranstaltet, hat man alles richtig gemacht.

Am Freitagabend gab es im Spartacus auf dem Freiland-Gelände jedenfalls ordentlich was auf die Ohren, immerhin drei Hardcore-Bands standen auf der Bühne: die Potsdamer Lokalhelden Wearecrooks, die Berliner Endeavour und als ganz besonderes Highlight die holländische Formation All For Nothing. Wearecrooks, die den Anfang machten, reifen mit jedem Konzert mehr - auch wenn sie es als Anheizer am schwersten hatten. Der gute Sound vor der Bühne, der nach hinten jedoch qualitativ etwas abnahm, spielte ihnen dabei in die Hände. Die Potsdamer brachten einen griffigen Geradeaus-Hardcore mit, der geradezu erfrischend war: tonnenschwere Nackenbrecher-Riffs mit einem keifenden Sänger, der schnell außer Atem kam - kein Wunder, wenn man sich so verausgabt. Bleibt ihm zu wünschen, dass sein Geschrei nicht zu langanhaltender Heiserkeit und Halsschmerzen führt. Leider kam das Ende ziemlich abrupt, schade eigentlich, dass sich die Jungs vom zahmen Publikum nicht noch eine Zugabe erbetteln konnten.

Die Berliner Formation Endeavour versuchten es dagegen mehr auf die Popstar-Schiene - Werbung ist alles, da kann man auch große, bühnenblockierende Banner aufstellen. Und die Band ließ sich gleich zu Anfang ausgiebig feiern, fast schon betteln. Blieb natürlich die Frage, ob Endeavour diesem selbst konstruierten Star-Image auch gerecht werden konnten. Ohne Zweifel: Das konnten sie. Endeavour brachten die volle Dröhnung, mit fast schon metallischen Riffs wurde dem Hardcore gehuldigt. Dabei wusste die Band ganz genau, wie man sich in Szene setzt - ein Effekt, der ohne das zugehörige Können auch schnell mal verpuffen kann. Nicht so bei Endeavour: Die rausgepeitschten Riffs waren sauber und präzise, der Sänger schien dazu völlig durchzudrehen, dem kam bestimmt niemand zu nahe. Ein ziemlich beeindruckendes Konzert, an dem es nichts zu nörgeln gab. 

All For Nothing, die zugleich Abschluss und Highlight waren, verschrieben sich der guten, alten  Schule des Hardcore, mit tiefgestimmten Gitarren und ganz viel Chorus im Gesang. Die Sängerin der Rotterdamer Band hatte dabei eine beeindruckende Stimme, die mit der Aggressivität der routinierten Band kooperierte. Hier wurde Hardcore auf die Spitze getrieben und perfektioniert: Viel zu schnell war das Konzert vorüber, das von Stagediving und exzessivem Pogo begleitet wurde. Unterm Strich einer dieser besonders lauten Abende, von denen es in Zukunft mehr geben könnte - gern auch mal wieder im Archiv.

Oliver Dietrich

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