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Kunst in der sonst leeren Halle. Letzte Vorbereitungen vor der heutigen Eröffnung von „Localize“.

©  Andreas Klaer

Kultur: Leben im Bahnhof

„Zug um Zug“ erobert das Festival „Localize“ ab heute den Bahnhof Pirschheide

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Von der Mitte an den Stadtrand. Das Potsdamer Festival „Localize“ hat sich nach dem Stadtkanal im vergangenen Jahr nun das ungenutzte Bahnhofsgebäude in Pirschheide für das viertägige Spektaktel mit Installationen und Diskussion, Konzerte, Filmen und Performances ausgesucht. Am heutigen Donnerstag beginnt das Festival unter dem Titel „Zug um Zug“. Zum mittlerweile sechsten Mal schon ist das Team um die Kulturmanagerin Anja Engel und den Historiker Peter Degener unterwegs gewesen, ungenutzte Orte oder Gebäude dieser Stadt zu entdecken, um diese wenigstens für ein paar Tage mit Leben und Kunst zu erfüllen. Ihr diesjähriges Projekt, den Bahnhof Pirschheide als eine temporäre Kunsthalle zu nutzen, ist aber eine Art Vorspiel. Denn wenn das „Localize“-Team am Sonntag mit dem Abbau beginnt, wird das Bahnhofsgebäude nicht wieder für immer verschlossen. Ab Ende August soll die 320 Quadratmeter große Halle unter dem Namen „Klub Pirschheide“ als Bar mit Livemusik und für Veranstaltungen genutzt werden.

Doch vorher wollen die Localizer sich „Zug um Zug“ mit Spieltheorien auseinandersetzen, mit der Strategie von Gewinnern und Verlierern, mit der gesellschaftlichen und politischen Dimension, die manchem Spiel innewohnt. Wie und warum trifft man Entscheidungen? Wie egoistisch oder solidarisch verhalten wir uns? Darf man ein Spielverderber sein? Und warum kommt es überhaupt immer wieder zum Crash?

Insgesamt 28 zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler werden in den kommenden vier Tagen und Nächten den Bahnhof Pirschheide und das nähere Umfeld nach diesen Gesichtspunkten bespielen. Sie wurden aus den knapp 100 Künstlern ausgewählt, die sich in diesem Jahr für das Festival beworben hatten.

Auch wenn das Localize-Spielfeld in diesem Jahr etwas abseits liegt – 15 Minuten Fahrzeit mit der Straßenbahn oder mit dem Regionalzug 23 Richtung Michendorf etwas weniger –, die Neugier an dem, was in den vergangenen Tagen schon zu sehen war, wächst täglich. „Wir haben schon während der Aufbauarbeiten in den letzten Tagen viele Interessierte erlebt, vor allem ältere Potsdamer, die von der Zeit Pirschheides als Potsdamer Hauptbahnhof erzählen und neugierig in die ehemalige Schalterhalle schauen“, sagt Festivalleiterin Anja Engel, die den Ort im letzten Jahr als geeigneten Spielort für den Verein entdeckte. „Die funktionale Architektur der alten Schalterhalle aus den 50er-Jahren hat trotz der späteren Umbauten eine tolle, lichte Wirkung und der geschwungene Innenhof wird kaum wiederzuerkennen sein, wenn die Menschen zum ersten Mal seit Jahren herein dürfen.“ D.B.

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