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Kultur: Leidenschaft statt Lebenshilfe Die Band Love A spielt heute im Waschhaus

Love A? Aha.

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Love A? Aha. Das sagt nicht allzu viel, und dass sich hinter dem beinahe schlageresk verkürzten Namen eine kernige Postpunk-Band verbirgt – darauf muss man erst mal kommen. Am Erfolg hat der Name das Quartett aus Trier, Köln und Wuppertal jedenfalls nicht gehindert. Am heutigen Dienstag spielen Love A im Rahmen ihrer Deutschlandtour im Waschhaus in der Schiffbauergasse.

Hinter dem kryptischen Bandnamen Love A versteckt sich der alte Name Love Academy, mit dem die Band bis vor Kurzem noch unterwegs war, und manchmal legt der Weg zum Erfolg einem solche Steine in den Weg, dass der Name „aufgrund markenrechtlicher Bedenken“ zusammengekürzt werden muss.

Postpunk heißt die Schublade, in welche die Band immer gern gesteckt wird, um sie vom klassischen Punkrock der britischen No-Future-Generation abzugrenzen, der sich ja schon zu Lebzeiten Ende der 70er-Jahre selbst überholte. So richtig loslassen von dieser omnipräsenten, brachialen Musik des Punk, die sich nur auf drei Akkorde beschränkte und Experimenten wie Synthesizer Hausverbot erteilte, konnte auch das Genre Post-Punk nicht: Selbstreflexion auf das Genre des Punk gehört zum guten Ton.

Und gerade im deutschsprachigen Raum hat Post-Punk, der noch allzu oft fälschlicherweise mit dem schwammigen Stempel „Indie“ versehen wird, seit Ende der 90er eine gewaltige Renaissance erfahren, gerade durch Bands wie Turbostaat, Muff Potter und Kaput Krauts. Deutsche Musik ist eben auch gründlich, Vorurteile hin oder her. Da nehmen sich Love A mit tiefsinnigen Texten und der pointierten Instrumentalisierung nicht raus.

Vor fünf Jahren gründete sich Love A, kaum ein Jahr später gibt es bereits das erste Album „Eigentlich“, 2013 erscheint das zweite Album „Irgendwie“ – das mediale Echo ist selbst für die Band überwältigend, die Kritiken sind ausnahmslos positiv. Und gerade eben wurde das dritte Album der Band „Jagd und Hund“ veröffentlicht, mit dem Love A gerade auf Deutschlandtour ist – und auf Zwischenstopp im Waschhaus.

„Ich hab’s mit Drama und mit Sucht probiert, doch beides reichte nicht aus“, singt Sänger Jörkk Mechenbier im Song „Windmühlen“, „hab die Guten falsch zitiert, um nicht wieder an die Front zu müssen. Hab den Extremen und der Nacht gedient, doch auch das hat nicht gereicht. Hab die Sehnsucht im Wodka ertränkt, damit sie mich endlich loslässt.“ Da ist sie doch deutlich zu spüren, diese Leidenschaft, Verzweiflung, die viel zu schade ist, um sie mit der Rohheit des Punk herunterzuspielen. Das gelingt musikalisch mit breiter Gitarre, treibenden Bassläufen und akzentuiertem Schlagzeug – mehr benötigt die Band gar nicht, den Rest trägt Sänger Mechenbiers charakteristische Stimme.

Von Unterhaltung und halbherzigen Ratschlägen in Sachen Lebenshilfe ist die Band jedoch meilenweit entfernt. Das fühlt sich nicht nur gut an, das bringt auch was fürs Gewissen: „Wir finden die menschenverachtende Flüchtlingspolitik der EU zum Kotzen“, schreibt die Band auf ihrer Homepage – und spendet einen Euro jeder verkauften Karte der Tour an die Seenotretter von Sea-Watch.org. Ein Grund mehr, hinzugehen. Oliver Dietrich

Love A am heutigen Dienstag, 21 Uhr, im Waschhaus, Support gibt es von Tigeryouth. Der Eintritt kostet 14 Euro (AK).

Oliver Dietrich

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