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Kultur: Liebeserklärung an einen See

Am Samstag wird der Bildband „Der Heilige See am Neuen Garten in Potsdam“ vorgestellt

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Ein Buch wie ein Spaziergang. Durch die Jahreszeiten um den See. Das große Format lässt den Bildern Raum. Das Fehlen von Texten unter den Bildern ermöglicht ein bedingungsloses Eintauchen in die verschiedenen Stimmungen der Landschaften. Dazwischen Gedichte, die wie über den See zu schweben scheinen.

„Der Heilige See am Neuen Garten in Potsdam“ heißt schlicht ein exklusiver Bildband mit Fotografien von Monika Schulz-Fieguth und Gedichten von Christa Müller, der am morgigen Samstag ab 18 Uhr in der Villa Kellermann präsentiert wird. Schon am Mittwochabend hatte Monika Schulz-Fieguth zusammen mit Christa Müller das Buch in einer kleinen Runde der Presse vorgestellt.

Eine Liebeserklärung nennt Monika Schulz-Fieguth dieses Buch. Eine Liebeserklärung an den Heiligen See, der aus dem Leben der Potsdamerin nicht mehr wegzudenken ist. Als Kind hat sie in dem See gebadet, der Kleingarten ihrer Eltern lag in der Nähe. Seit 30 Jahren nun wohnt sie in direkter Nachbarschaft zu diesem stillen Gewässer im Herzen der Stadt. Die Schönheit des Sees und des umliegenden Parks sei ihr als Kind als etwas ganz Selbstverständliches erschienen. „Erst später habe ich erkannt, wie einzigartig dieser Ort ist“, sagt Monika Schulz-Fieguth.

Auf ihren fast täglichen Spaziergängen um den Heiligen See hat sie diese Schönheit mehr und mehr verinnerlicht, ihren Blick geschärft für die Details und wäre fast verzweifelt. Denn so wie sie ihren See sah, konnte sie das unmöglich fotografieren, ohne dass es kitschig wirken würde. Lange glaubte Monika Schulz-Fieguth an diese Unmöglichkeit, fotografiert hat sie ihren See all die Jahre trotzdem. Für sich, für ihre Familie.

Mit der digitalen Fotografie änderte sich Monika Schulz-Fieguths Meinung. Sie fotografierte ihren See und begann die Bilder zu bearbeiten. Sie ließ Farben verblassen, ließ durch Unschärfen Tiefen und Schwebezustände entstehen und fand durch diese Konzentration auf das Wesentliche, wie Monika Schulz-Fieguth es nennt, eine eigene Bildsprache. Eine Bildsprache, mit der die Poesie eines Ortes sichtbar werden kann. Vor zwei Jahren, beim Betrachten ihrer Bilder, merkte sie, dass sie eine Geschichte des Heiligen Sees erzählen. Sie ließ eine Mappe mit ausgewählten Bildern binden und schenkte sie ihrem Mann. Und spürte den Wunsch, dass auch andere so eine Mappe in die Hand nehmen und in diese, ihre Landschaften eintauchen sollten. „Aber am Anfang habe ich nicht daran geglaubt, dass dies je möglich sein könnte“, sagt Monika Schulz-Fieguth.

Sie fragte bei renommierten Verlagen an, weil Freunde, denen sie von ihrer Idee erzählte, nicht nur Mut zusprachen, sondern auch Unterstützung anboten. „Als ich mit einem Berliner Verleger sprach und der zu mir sagte, ich solle ihm 800 Festabnehmer bringen, antwortete ich, dass ich das bei so vielen Festabnehmern dann auch selbst machen könnte.“ Der Verleger gab ihr Recht und Monika Schulz-Fieguth machte es einfach.

Das größte Problem bestand in dem Geld. Aus eigener Tasche konnte sie solch ein Projekt nicht finanzieren. Also machte sie sich, mit der Mappe für ihren Mann als Muster, auf die Suche nach Spender. „Diesen Schritt zu tun, war das Schwierigste“, sagt Monika Schulz-Fieguth. Doch sie bat nicht um Geld. Sie fragte, wer so einen Bildband kaufen würde. Und stieß schnell auf Interesse. Als sie für die ersten 100 Exemplare Abnehmer hatte, setzte sie ihr Vorhaben in die Tat um.

„Was ich an diesem Bildband bewundere, ist die Kompromisslosigkeit, mit der Monika Schulz-Fieguth ihre Vorstellung umsetzte“, sagt die Potsdamer Lyrikerin Christa Müller, die 12 Gedichte für „Der Heilige See am Neuen Garten in Potsdam“ zur Verfügung stellte. Als Monika Schulz-Fieguth sie fragte, habe sie sofort zugestimmt und Gedichte aus den vergangenen 30 Jahren ausgewählt. Auch Michael Seiler, der ehemalige Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, war gleich bereit, ein Vorwort zu schreiben. Doch keinen Fachkommentar, sondern eine „Liebeserklärung“ an den Heiligen See, wie sie Seiler in den Bildern der Fotografin erkannte.

Auch wenn Monika Schulz-Fieguth jetzt das Buch in den Händen hält, ist noch Unglauben in ihrem Gesicht zu erkennen. „Es war einfach erstaunlich, mit welcher Begeisterung ich unterstützt wurde“, sagt sie. Ob der Verein Berliner Vorstadt e.V., die Druckerei in Brandenburg, die ihre Papierwünsche berücksichtige, die Buchbinderei an der holländischen Grenze, die nur das große Format drucken konnte, nirgends stieß Monika Schulz-Fieguth auf Widerstände. So ist ein exklusives Bucherlebnis entstanden, in der einmaligen Auflage von 700 Exemplaren, von denen die ersten 350 schon verkauft sind. Ein exklusives Bucherlebnis, das für 149 Euro auch einen exklusiven Preis hat. Doch niemand, der an diesem Buch mitgearbeitet hat, bekommt ein Honorar. Das Geld, das Monika Schulz-Fieguth einnimmt, deckt nur die Kosten. Das war ihr ihre ganz besondere Liebeserklärung wert.

„Der Heilige See am Neuen Garten in Potsdam“ wird morgen, um 18 Uhr, in der Villa Kellermann, Mangerstraße 34-36, vorgestellt. Das Buch ist danach in der Buchhandlung „Internationales Buch“, Brandenburger Straße 41/42 erhältlich.

Dirk Becker

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