Kultur: Linck-isch
CD-Vorstellung im fast leeren Waldschloss
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Das Interesse hielt sich in Grenzen. Die Potsdamer Band „Linck“ stellte am Samstagabend ihre gleichnamige CD live im Waldschloss vor. Die Besucheranzahl könnte man als „handverlesen“, „übersichtlich“ oder weniger schmeichelhaft mit „unter zehn“ benennen. Marco Wilhelm „MW“ Linke, Sänger, Gitarrist und Texter der Band sah es gelassen: „Hauptsache es macht Spaß“, sagte der 34-Jährige und man muss der Band zugute halten, dass sie dennoch das geplante Programm komplett und mit vollem Enthusiasmus in dem fast leeren Saal spielten. Und die Musiker hatten offensichtlich ihren Spaß dabei: Es waren wesentlich rockigere Rhythmen zu hören als auf der CD, zu denen die beiden Backgroundsängerinnen, Miri und Jördis, die Hüften schwangen, als gelte es, ein großes Stadion in Verzückung zu bringen. Alle Achtung – das nennt man „professionell“.
Die Band „Linck“ ist allerdings kein unbeschriebenes Blatt mehr. In Potsdam kennt man sie vom Stadtwerke-Festival des vergangenen Jahres auch mit dem Namen „Pulse“, unter dem die Besetzung plus Gastmusiker ein überzeugendes Pink-Floyd-Cover-Projekt auf die Bühne brachte. Einen großen Teil der kürzlich erschienenen CD präsentierte „Linck“ beim diesjährigen Stadtwerke-Festival. Man möchte meinen, dass „Linck“ in Potsdam einen gewissen Bekanntheitsgrad genießt, deshalb verwundert es, dass nur so wenige „Fans“ in das Waldschloss kamen.
Professionell wurde auch die CD produziert, die seit dem 15. Juni in allen Plattenläden zu haben ist. Schließlich haben „Linck“ einen Vertrag mit dem Musikkonzern Sony/BMG abgeschlossen, der die Potsdamer Band nicht nur in Deutschland sondern auch in Österreich und der Schweiz vertreibt. Insofern wurde der Sound perfekt abgemischt: Die Gitarren krachen an der richtigen Stelle und schrauben sich in den Solopassagen wunderbar in die Höhe, dazu wurden dezente elektronische Sounds gegeben, so dass man den Vergleich mit den Produkten von Superstars nicht scheuen müsste.
Wenn da nicht die wenig wandlungsfähige Stimme von MW Linke wäre. Der ansonsten brilliant spielende Gitarrist kann sich gesanglich meist nicht gegen den satten Funk-Rock-Sound durchsetzen, beziehungsweise mit seiner Stimme noch einen draufsetzen. Linke hat nicht die Shouter-Qualität wie beispielsweise der Sänger der ehemaligen Deutsch-Rockband „Selig“, mit denen „Linck“ von Freunden oft verglichen wird. Und er hat auch nicht den Blues in der Stimme, so wie Stoppok, der auch gerne herangezogen wird, um die Musik von „Linck“ zu beschreiben.
Neben dem dünnen Gesang hapert es auch an den Songtexten. „Hey Klaus“ erinnert an Marius Müller Westerhagen, der sich ja auch gerne über Verlierertypen lustig machte, hier und da taucht etwas Melancholie von Element of Crime auf und der Song „Silbermond“ gerät sogar textlich an die Schüler-Lyrik gleichnamiger Band. Der Einstiegssong „Der Fuchs“ kommt allzu gewollt tiefsinnig daher, so als wolle man auch noch ein bischen Hamburger-Schule-Lyrik als Aktualitätsbonus dabei haben und „Deutschland hoch“ bringt textlich die politische Korrektheit auf die Platte, ohne sich mit dem Thema „Rechtsextremismus“ allzu deutlich oder differenziert auseinander zu setzen. Warum schreibt niemand einen Song zu „Ermyas M.“, der auch das Ungewisse dieses Potsdamer Falls zur Sprache bringen würde? Der „Linck“-Lyrik fehlt es jedenfalls noch an Originalität. Wie Marco Linke sagte, gehören die genannten Deutschrocker (und noch mehr) zu seinem musikalischen Einfluss. Daraus müsste etwas Eigenes entstehen.
Karsten Sawalski
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