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Kultur: Live-Musik am „Fernseher“

Mit Lift kam der Blues, mit Silbermond Deutschrock, mit Just a Cool-Band Frisches aus der Cover-Kiste

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Mit Lift kam der Blues, mit Silbermond Deutschrock, mit Just a Cool-Band Frisches aus der Cover-Kiste Mit Lift kam der Blues an den Stadtkanal. Balladenzeit am stillen Wasser, während neben der Bühne auf riesengroßem Bildschirm ein Telefonanbieter werbewirksam Blasen blubbern ließ. Wer keinen Blick auf die Bühne hatte – und das waren nicht wenige – der sah den blauen Blasen zu. Live-Musik und Fernsehen, das sollte an diesem Abend nicht die Ausnahme bleiben. Die ergrauten Herren von Lift, seit über 30 Jahren im Geschäft – 1973 hatten sie ihr erstes Konzert: im Dresdener Hygienemuseum –, gaben sich sehnsuchtsvoll mit Fiedel und Akustikgitarre. Das Publikum am Stadtkanalgeländer lauschte entrückt dem elegischen Liedgut und johlte nur begeistert in den kurzen Pausen. Auf dem Lustgarten, ab 22.30 Uhr dann, mit Silbermond der Höhepunkt im verordneten Wir-Gefühl. Zur Bühne war kein Durchkommen, der Mensch stand dicht gedrängt. Doch auch hier war vorgesorgt. Bildschirmleinwände holten einen direkt auf die Bühne. Live-Musik und Fernsehen, hier funktionierte es perfekt. Da stand man bequem und beobachtet Silbermond beim Toben. Drei jungen Herren und dazu die adrette Frontfrau Stefanie. Das Jungvolk am Bühnenrand war begeistert, die Älteren schaukelten bedächtig in sicherer Entfernung. Silbermond warfen ihre Hits wie „Verschwende Deine Zeit“ und „Machs Dir selbst“ unters Publikum und Stefanie fragte immer wieder, ob auch alle gut drauf seien und Spaß hätten und bat dann inständig, dass alle ihre Hände zeigen sollten. Gute Laune muss gefordert werden. Das Beste kam dann auf dem Heimweg, ausgerechnet im Zelt mit der Aufschrift „Bundesrat“. Hier gab es noch Bier und „Just a Cool-Band“ aus Berlin. Im Grunde die üblichen Verdächtigen aus der Cover-Kiste, Lieder, die niemand mehr hören kann. Doch wie „Just a Cool-Band“ sie spielen, klingen sie wie zum ersten Mal gehört. Frisch von der Leber weg und mit mächtig Dampf dahinter. Getanze, Gejohle, eine Riesengaudi, und das Zeltgestänge wackelte bedrohlich. Der Mob tobt im „Bundesrat“. Was für ein Bild.Dirk Becker

Dirk Becker

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