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Kultur: Luft und Wasser

Zwei Workshops bei den Tanztagen

Stand:

Luft und Wasser sind enge Vertraute eines jeden Tänzers: Der Tänzer muss atmen, ohne außer Atem zu geraten. Dabei soll er scheinbar leicht wie eine Feder gleiten, springen, sich drehen. Die Luft trägt ihn und boykottiert ihn zugleich. Manchmal kann das Wasser ihm helfen, den Widerstand der Luft zu überwinden. Da Tanzsäle meistens mit Parkett und nicht mit Schwimmbecken ausgestattet sind, ist es die Vorstellung vom Widerstand des Wassers, die die richtige Kraft und die Anmut in das Wedeln der Arme bringt. In jedem Tanzstil zählt vor allem eines: Bewegungen sollen fließen, ob sie langsam, schnell, zackig oder weich sind.

Javier Cura macht es vor. Er gleitet zwischen seinen Tanzschülern hindurch, biegt sich und rotiert im Tangotakt, als ob seine wellenförmigen Schritte keinen Anfang und kein Ende kennen würden. Er liebt das Bild des Wassers, denn Wasser besitzt auch eine Spannung, die Bewegungen überträgt. Darum geht es schließlich in seinem Kurs „Contact Tango“. „Gebt und nehmt wahr, was ihr von den anderen empfangt“, ist Curas Mantra. Die Tänzer folgen seiner Anweisung, spontan entstehen kleine Figuren im Raum, zunächst ohne dass einer den anderen tatsächlich berührt. Aber so als ob. Luft ist dagegen das Tanz-Element von Lily Kiara. Ihr Kurs hat einen langen Namen „Skinner releasig technique“. Am Anfang steht das Bild des Atems, der sich auf dem Weg durch den Körper kräuselt oder gerade strömt. Auch Lily Kiaras Bewegungen fließen, aber leichter als Javier Curas. Ihr Luftstrom braucht keinen Widerstand. In Lily Kiaras Tanzbildern rollt sich der Atem entlang der Knochen, tritt dann wie weißer Nebel aus den Nasenlöchern, aus den Armen und Beinen. Ihre Tänzer werden zu Luftfiguren, die ihre Formation wie Wolken im Takt des Ein- und Ausatmens ändern.

Der eigene Luftzug ist auch der Rhythmus, dem die Bewegungen folgen sollen. Musik gibt es fast keine. Aber ein Schärfen des Bewusstseins für die Haut als Sinnesorgan. Zum Beispiel wenn man weiß, dass jemand hinter einem steht und gleich näher kommen wird. In der Erwartung fängt es schon vorher an im Rücken zu kribbeln. Die eigene Beobachtung für solche Wahrnehmungen zu schärfen, ist Lily Kiara wichtig. Diese Vorstellung leichter Berührungen und der Luft, die in den Poren kitzelt, macht „Skinner“ sehr angenehm und wohlig. Luft fließt eben anders als Wasser, auch in Tanzsälen. Undine Zimmer

, ine Zimmer

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